Im Skisprung-Weltcup der Herren hat die Normalschanze ausgedient, bei Großereignissen will der Weltverband (FIS) aber nicht auf diesen Bewerb verzichten. ÖSV-Springer haben davon profitiert, bei den sechs Weltmeisterschaften seit 2007 holten sie stets Edelmetall. In Seefeld trägt am Freitag (16.00 Uhr/live ORF eins) Titelverteidiger Stefan Kraft die heimischen Hoffnungen.

Der Salzburger, der zudem in Falun 2015 Bronze geholt hatte, macht kein Hehl daraus, dass ihm als Skiflug-Weltrekordler Flüge auf größeren Schanzen viel mehr Spaß machen. Doch die Seelos-Schanze ist nicht so klein, Sprünge bis 110 m sind möglich. "Vom Timing her ist es ein minimaler Zeitunterschied, aber man hat nicht den gleichen Druck unter den Ski und darauf muss man sich einstellen", weiß ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder.

Kraft gab sich denn auch zuversichtlich. "Ich habe mich gut angefreundet mit der Schanze. Es muss alles zusammenpassen, aber ich denke, dass ich meine Sachen beisammen habe und dass ich alles passieren lassen kann", sagte der 25-Jährige. Kraft bewies dies schon in der Qualifikation, die er vor dem japanischen Saison-Dominator Ryoyou Kobayashi für sich entschied. Kraft sprang 106 Meter weit, Kobayashi erzielte mit 108,5 neuen Schanzenrekord, erhielt aber schlechtere Noten.

WM-Debütant Daniel Huber sah den Wechsel in den Hauptort der Titelkämpfe als Neuanfang. "Der erste Druck und die ganz große Anspannung sind durch die Teammedaille weg. Wir sind alle bis in die Haarspitzen motiviert", erklärte der 26-Jährige.

Lockerheit sollte da sein

Die Abfolge der Bewerbe ist erstmals anders als gewohnt, bei den 52. Titelkämpfen bildet die Normalschanze den Abschluss. Doch das sollte für die Favoriten keine Rolle spielen. Die Geschichte hat gezeigt, dass diejenigen, die sich nach dem ersten Bewerb im "Flow" befinden, auch die ersten Anwärter auf Edelmetall sind. Stefan Kraft ist als Doppel-Weltmeister von Lahti 2017 das beste Beispiel dafür. Team-Silber könnte bei dem siebenfachen WM-Medaillengewinner für die laut Trainer Felder manchmal vermisste Lockerheit gesorgt haben.

Markus Eisenbichler, der Doppel-Weltmeister vom Bergisel, und der Schweizer Killian Peier, der WM-Dritte, haben wohl neuerlich sehr gute Karten. Kobayashi hat zumindest Team-Bronze, doch die von Stefan Horngacher trainierten Polen um Kamil Stoch und Dawid Kubacki sowie Alexander Stöckls Norweger stehen unter Druck. Sie haben nach den Erfolgen von 2017 und 2018 noch keine Medaille.