Max Hauke und Dominik Baldauf haben Eigenblutdoping gestanden und sind auf freien Fuß gesetzt worden. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck teilte in einer Aussendung am Donnerstag mit, dass die beiden namentlich nicht genannten ÖSV-Skilangläufer und ein kasachischer Sportler am Nachmittag enthaftet worden sind.
Das Trio sowie zwei estnische Langläufer waren am Mittwoch im Zuge einer Anti-Doping-Razzia gegen ein international agierendes Netzwerk im Rahmen der Nordischen Ski-WM in Seefeld in Tirol festgenommen worden.
Die beiden ÖSV-Läufer und der Kasache hätten umfangreiche Angaben gemacht, gab die Staatsanwaltschaft bekannt. Da nach dem derzeitigen Ermittlungsstand nicht anzunehmen sei, dass die verdächtigen Athleten auf freiem Fuß die Ermittlungen beeinträchtigen würden, liegen keine Gründe für eine Untersuchungshaft vor, hieß es. Deshalb habe die Staatsanwaltschaft ihre Enthaftung angeordnet.
Bis zu drei Jahre Haft
Den fünf Sportlern drohen bis zu drei Jahre Haft. Sie könnten wegen des Vergehens des Sportbetrugs angeklagt werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr. Doping selbst sei nach österreichischer Rechtslage nämlich nur strafbar, wenn man es bei jemand anderen anwendet. Wenn man sich als Sportler selbst dopt, sei das nach dem Dopinggesetz nicht strafbar. "Es gibt aber eben das Vergehen des Sportbetrugs", erklärte Mayr.
Auch sportrechtlich drohen Konsequenzen. Die österreichische Anti-Doping Agentur (NADA) wird als zuständiges Organ demnächst Disziplinarverfahren gegen die unter Blutdopingverdacht stehenden Hauke und Baldauf einleiten, kündigte die NADA an. Dem Duo droht eine Sperre von vier Jahren. Es könne aber auch sein, dass sie durch die Mitwirkung beim Aufdecken von Hintermännern als Kronzeugen eine Reduktion erhalten.
Die beiden estnischen Athleten sind laut Staatsanwaltschaft noch in Haft. Ihre Vernehmungen seien noch nicht abgeschlossen. Auch die beiden in Seefeld festgenommenen Komplizen des Sportmediziner würden vorerst in Haft bleiben, denn auch bei ihnen seien die Vernehmungen noch nicht abgeschlossen. Am Freitagvormittag soll in diesen vier Fällen über eine mögliche Verhängung der U-Haft entschieden werden.
Haftbefehl gegen deutschen Mediziner
Gegen den im Zusammenhang mit Doping-Razzien in Erfurt festgenommenen deutschen Sportmediziner ist dagegen ein Haftbefehl erlassen worden. Der Arzt werde nach einem Termin beim Ermittlungsrichter in die Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht, sagte ein Sprecher des Erfurter Amtsgerichtes am Donnerstag.
Der Mediziner Mark S. war am Vortag ebenso wie ein mutmaßlicher Komplize in Erfurt festgenommen worden. In dessen Praxis sollen neben Ski-Langläufern nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" auch Fußballer, Schwimmer, Radsportler, Handballer und Leichtathleten behandelt worden sein. "Es werden sicherlich auch noch andere Sportarten betroffen sein", hatte am Mittwoch Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt (BK) gesagt und von einem weltweit agierenden Netzwerk und einer "kriminellen Organisation" gesprochen.
Schon früher belastet
Dem Sportmediziner aus Erfurt war in seiner früheren Rolle als Radsport-Teamarzt schon die Verwicklung in Doping-Praktiken vorgeworfen worden. Er hatte dies stets bestritten, nachdem er vom ehemaligen Rad-Dopingsünder Bernhard Kohl schwer belastet worden war.
Dem verhafteten Mediziner droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Sollte dem Arzt und seinen mutmaßlichen Komplizen in der Causa ein gewerbs- oder bandenmäßiges Delikt nachgewiesen werden, sieht das 2015 verabschiedete deutsche Anti-Doping-Gesetz einen Freiheitsentzug von einem bis zu zehn Jahren vor.
In Österreich wurde indes Kritik am Umgang mit der Doping-Causa laut. Der österreichische Anti-Doping-Experte Wilhelm Lilge hält es für unglaubwürdig, dass das enge Betreuungsumfeld von Eigenblut-Doping betreibenden Athleten nichts von den Manipulationen mitbekommt. "Das ist lächerlich, die Leute werden für blöd verkauft. Es ist undenkbar, dass Trainer, die immer dabei waren, nichts mitbekommen haben", sagte Lilge. Die abrupte Leistungssteigerung von Eigenblutdoping sei so signifikant, dass Betreuer das registrieren müssten.