Den fünf Sportlern, die am Mittwoch im Zuge einer Anti-Doping-Razzia gegen ein international agierendes Netzwerk in Seefeld in Tirol festgenommen worden waren, drohen bis zu drei Jahre Haft. Sie könnten wegen des Vergehens des Sportbetrugs angeklagt werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr, am Donnerstag im Gespräch mit der APA.

Doping selbst sei nach österreichischer Rechtslage zwar nur strafbar, wenn man es bei jemand anderen anwendet. Wenn man sich als Sportler selbst dopt, sei das nach dem Dopinggesetz nicht strafbar. "Es gibt aber eben das Vergehen des Sportbetrugs", erklärte Mayr. Am Donnerstagvormittag waren die Einvernahmen der Sportler noch im Laufen. Ob über sie U-Haft verhängt wird, müsse bis spätestens Freitag zu Mittag entschieden werden. Auf freiem Fuß sei aber noch keiner von ihnen.

Ermittlungsverfahren

Das Ermittlungsverfahren gegen die Sportler werde jedenfalls von der Staatsanwaltschaft Innsbruck durchgeführt. Es sei aber möglich die Verfahren gegen die ausländischen Athleten an ihre jeweiligen Heimatländer abzutreten. Ob dies geschehen werde, stehe aber noch nicht fest, so Mayr. Für den Sportmediziner und seine Komplizen, auch für jene beiden, die in Seefeld festgenommen wurden, sei die Staatsanwaltschaft München I zuständig.

Der Sportmediziner und seine Komplizen könnten nach deutscher Rechtslage entweder nach dem Arzneimittel- oder dem Dopinggesetz angeklagt werden. 2015 habe es nämlich eine Gesetzesänderung gegeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, Anne Leiding, zur APA. Ihnen könnten bis zu zehn Jahre Haft drohen. Auch bei dem Sportmediziner und seinem in Erfurt festgenommen Komplizen sei über eine mögliche Verhängung der Untersuchungshaft noch nicht entschieden worden. Sie sollen aber vermutlich noch heute, Donnerstag, dem Haftrichter vorgeführt werden, meinte Leiding. Die in Seefeld festgenommenen Komplizen werden voraussichtlich nach Deutschland ausgeliefert, wann dies geschehen werde, stehe aber noch nicht fest.

Noch keine weiteren Festnahmen

Weitere Sportler, die mit dem Netzwerk in Verbindung stehen könnten, seien bisher noch nicht ausgeforscht worden. Es gebe auch noch keine weiteren Festnahmen, hieß es sowohl von der Staatsanwaltschaft Innsbruck, als auch aus München. Jener Sportler, der auf frische Tat ertappt worden war, wurde jedenfalls nicht, wie zunächst fälschlich behauptet, in der Unterkunft der Österreicher ertappt, sondern im Apartment der in Seefeld festgenommenen Komplizin des Sportmediziners, betonte Mayr.

Vonseiten des Bundeskriminalamts hieße es am Donnerstag gegenüber der APA, dass man vorerst keine weitere Auskünfte erteilen werde. Es gehe nun erst mal darum, sich einen Überblick über die sichergestellten Materialien und Gegenstände zu verschaffen, sagte BK-Sprecher Vincenz Kriegs-Au. Zudem müssten auch die Vernehmungen der Beschuldigten ausgewertet werden.

Sperre von bis zu vier Jahren

Die österreichische Anti-Doping Agentur (NADA) wird als zuständiges Organ demnächst Disziplinarverfahren gegen die unter Blutdopingverdacht stehenden Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf einleiten. Das kündigte die NADA am Donnerstag auf Anfrage an. Dem Duo droht eine Sperre von vier Jahren.

Wie im Regulativ vorgesehen, ist demnächst mit einer Verfahrenseinleitung gegen Hauke und Baldauf zu rechnen. "Es besteht der Verdacht der Anwendung der verbotenen Methode Blutdoping, wir werden zum gegebenen Zeitpunkt ein Verfahren einleiten", sagte NADA-Vertreter David Müller im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur zum weiteren Prozedere. Baldauf und Hauke drohen Sperren von je vier Jahren. Es könne aber auch sein, dass sie durch die Mitwirkung beim Aufdecken von Hintermännern als Kronzeugen eine Reduktion erhalten.

Für die anderen drei Sportler aus Estland und Kasachstan sei der Internationale Ski-Verband (FIS) zuständig. Dieser könne die Verfahren aber auch an die nationalen Verbände oder NADOs abtreten.

Müller: "Einsatz wie am Reißbrett geplant"

Die NADA hatte seit geraumer Zeit Kenntnis von den behördlichen Ermittlungen gegen das mutmaßliche Dopingnetzwerk, erläuterte Müller. "Wir sind seit Monaten über die Polizeiermittlungen informiert gewesen. Ab dem Zeitpunkt, wo die Polizei einen Anfangsverdacht hatte, hat sie uns eingebunden, wo sie es im Rahmen der Ermittlungen für sinnvoll gehalten hat."

Bei der Durchführung der Razzia in Seefeld sei man mit einem Mitarbeiter vor Ort zugegen gewesen. "Der gesamte Einsatz ist wie am Reißbrett geplant abgelaufen", so Müller. Mit dem Bundeskriminalamt (BK) arbeite man auf einer guten Vertrauensbasis zusammen, die man sich über die Jahre nach anfänglichen Berührungsängsten aufgebaut habe.