Marcel Hirscher und Andreas Prommegger haben es in dieser Saison bereits geschafft. Sie haben sich nach zwei Goldmedaillen bei der jeweiligen Weltmeisterschaft auf den Sieg im Gesamtweltcup gesichert. Und mit Stefan Kraft folgte ein dritter Athlet aus Österreich eindrucksvoll. Mit 86 Punkten Vorsprung auf seinen letzten verbleibenden Kontrahenten Kamil Stoch war der 23-jährige Salzburger in den finalen Bewerb in Planica gegangen.
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Und der Salzburger ließ beim letzten Bewerb der Saison überhaupt nichts anbrennen. Völlig egal, wie weit die Konkurrenten fliegen - Kraft fliegt einfach noch ein paar Meter weiter. Stoch nahm der 23-Jährige im ersten Durchgang 27,5 Meter ab. Eine Machtdemonstration. Und damit hatte es sich: der zweite Durchgang wurde abgebrochen.
Kraft sicherte sich nicht nur den Titel im Gesamtweltcup sondern auch die kleine Kristallkugel für den besten Skiflieger der Saison.
"Es ist unglaublich, heute auch wieder ganz oben", freute sich Kraft im ORF-TV-Interview nach seiner herausragenden Saison. "Es waren so viele schöne Momente, jedes Ereignis war irgendwie etwas ganz Spezielles. Eine Doppel-Weltmeisterschaft, das war historisch, der Weltrekord, das habe ich zuerst gar nicht so realisiert, dass das jedem so viel bedeutet, das war auch sehr schön. Da war ich aufgewühlt", erklärte Kraft.
Die Saison im Rückspiegel
Das Jahr 2017 von Stefan Kraft ist beeindruckend. Dabei hat der Österreicher die ersten beiden Bewerbe des Jahres in Innsbruck und Bischofshofen auf den Rängen 18 und 25 abgeschlossen - die schlechtesten Ergebnisse des 23-Jährigen in der gesamten Saison. Ab den Bewerben in Willingen (28. und 29. Jänner) begann aber die furiose Aufholjagd des Österreichers: Kraft stand in zwölf Bewerben in Folge am Podest - Weltcup und Weltmeisterschaft gemeinsam. Dass das gleichzeitig vier Weltmeisterschafts-Medaillen in vier Bewerben bedeuten, macht die Leistung noch beeindruckender. Und dass Kraft in Vikersund beim Teamspringen auf sagenhafte 253,5 Meter flog und einen neuen Skiflug-Weltrekord aufstellte, zeigt noch stärker: Besser als Stefan Kraft war in dieser Saison kein anderer Skispringer.
"Der Gesamt-Weltcup ist halt doch eine Leistung über die ganze Saison, das fängt auch schon im Sommer an. Das ist sicher mein Karriere-Highlight, das wollte ich schon immer mal schaffen. Es war das große Ziel heuer, da vorne mitzumischen, dass ich das jetzt gewonnen habe, taugt mir irrsinnig", betonte Kraft.
Acht Saison-Einzelsiege haben u.a. dazu beigetragen. Als erster Österreicher seit Gregor Schlierenzauer (2012/13) bzw. insgesamt siebenter siegte Kraft im Gesamtweltcup. Schon vor Saisonbeginn hatte er sich gewünscht, im Weltcup die gesamte Saison ganz vorne mitmischen zu können. Nun hat Kraft sogar die große und die kleine Kristallkugel gewonnen, denn auch im Skiflug-Weltcup triumphierte der am 13. Mai 1993 in Schwarzach im Pongau geborene Athlet.
So sehr der Pongauer auf den Schanzen dieser Welt auch abhebt, so sehr am Boden ist er auch nach all den Erfolgen geblieben. Kraft hat eine natürliche Art, macht keine großen Sprüche und lässt sich auch durch Rückschläge die gute Laune selten nehmen. Als Wettkampftyp vermag er sich zudem genau dann zu steigern, wenn es darauf ankommt.
Nach der Saison wird Kraft mit seiner Freundin Marisa Probst, mit der er seit drei Jahren liiert ist, eine Eigentumswohnung in Oberalm beziehen. Die Finanzierung wird kein Problem für den Bayern-München-Fan sein: An offiziellen WM-Prämien, Weltcup-Preisgeldern und "Raw-Air"-Geld hat Kraft brutto rund 290.000 Euro verdient, dazu kommen noch ÖSV-interne sowie Sponsorengelder.
Funktionäre bilanzieren positiv
Zufrieden bilanzierten auch die ÖSV-Funktionäre. "Es war für uns eine richtig gute Saison. Die 300 Punkte Rückstand waren etwas, wo man nicht mehr daran glaubt, vor allem weil Stoch ein begnadeter Springer ist. Es war ein richtig toller Wettkampf zwischen den beiden, aber Stefan war von der WM weg perfekt", konstatierte Ernst Vettori, der Sportliche Leiter für Skispringen und Nordische Kombination. Vettori war auch mit den Leistungen im Kontinentalcup zufrieden und lobte auch den im Finish nicht nominierten Gregor Schlierenzauer. "Ich habe auch hohen Respekt vor Gregor, seine Teammedaille war sensationell. Wir waren von den Junioren bis zum Weltcupteam toll aufgestellt."
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel pries den Athleten wie den Menschen Stefan Kraft: "Stefan ist eine ganz besondere Person. Er bleibt am Boden, ist ein guter Athlet, ist lustig. Verbesserungen gibt es immer, aber wenn man einen Kraft hat, überdeckt er alles", weiß der Tiroler, der auch Heinz Kuttin lobte. "Kuttin hat sehr gut als Cheftrainer gearbeitet, auch das ganze Trainerteam, sonst wären wir nicht da, wo wir sind."
Auch Kuttin ist begeistert
Auch Cheftrainer Kuttin freute sich über das sensationelle Saisonfinish von Kraft. "Das I-Tüpfelchen. Es war wirklich unglaublich, obwohl es nach der Raw Air schwieriger geworden ist. Und jetzt setzt er im Fliegen noch einmal einen drauf. Es war unglaublich", konstatierte Kuttin.
Kraft habe bewiesen, welch Selbstvertrauen er hat, und den Lauf durchgezogen. "Den Druck, den er drauf gehabt hat, hat er am Freitag abgeworfen mit seinem Sieg. Da hat man gemerkt, wie der Mensch fliegen kann", sagte der Kärntner nach Abschluss seiner dritten, bisher erfolgreichsten Saison als ÖSV-Cheftrainer.