Gleich mit fünf Herren und drei Damen ist Österreichs WM-Team in den Loipen von Lahti vertreten. Eine überraschend hohe Zahl.
MARKUS GANDLER: Es war klar, dass wir jene Athleten, die in die Weltcuppunkte gelaufen sind, mitnehmen. Anna Seebacher, Lisa Unterweger und Niklas Liederer konnten hingegen im Europacup überzeugen. Wir haben in zwei Jahren die Heim-WM in Seefeld. So gesehen sollen diese Nominierungen ein Akzent und eine Motivation sein. Wir wollen damit auch zeigen, dass es den Langlaufsport in Österreich nach wie vor gibt.

Die Erwartungen dürften sich allerdings in Grenzen halten.
GANDLER: Mit einer Medaille dürfen wir natürlich nicht rechnen, aber Bernhard Tritscher und Teresa Stadlober haben in dieser Saison bereits bewiesen, dass sie für die Top zehn gut sind. Und für Tritscher steigt ja gleich heute beim Skating-Sprint sein aussichtsreichster Bewerb.

Die Dopingfälle Johannes Dürr und Harald Wurm haben Österreichs Langlauf zuletzt einmal mehr aus seinen Angeln gerissen. Inwieweit wirken diese Tiefschläge heute noch nach?
GANDLER: Das waren beides Einzelfälle und hatten nicht dieselbe Konsequenz wie der Dopingskandal 2006 in Turin. Dieser hat sich erst 2014 mit dem letzten Prozess erledigt und schadete der heimischen Langlaufszene enorm. Daher liegt unser Fokus auch darauf, das Image des Langlaufsports in Österreich bis zur Heim-WM wieder aufzupolieren.

Wenn 2019 in Seefeld die WM startet, jährt sich Österreichs Langlauf-Märchen von 1999 in Ramsau, bei dem auch Sie eine tragende Rolle eingenommen haben, zum 20. Mal. Wird es so etwas jemals wieder geben?
GANDLER: Das lässt sich nur schwer sagen. Momentan fehlt es bei uns sowohl an Quantität als auch an Qualität. Unser Ziel ist es aber, unter den wenigen Spitzensportlern die Qualität zu steigern. ÖSV-Koordinator Trond Nystad ist jetzt seit einem Dreivierteljahr im Amt und hat sich mittlerweile gut eingearbeitet. Er kennt die Langlaufszene bestens, hat uns viel geholfen und kann uns viel helfen. Aber wir sind keine Zauberer.

Lässt es sich erklären, warum die Langlaufszene in Österreich so klein ist?
GANDLER: Wir waren noch nie viele, sind eben nicht Norwegen. Aber das soll keine Ausrede sein. Die Amerikaner haben nicht viel mehr Langläufer als wir und bringen dennoch immer wieder Spitzenathleten heraus. Und an der Infrastruktur scheitert es bei uns sicher auch nicht – immerhin kommt die ganze Welt zu uns trainieren. Wir müssen eben versuchen, unsere Kräfte zu bündeln und aus dem Wenigen das Beste zu machen.

Teresa Stadlober ist derzeit Österreichs größter Lichtblick, allerdings verlief die Zusammenarbeit mit dem ÖSV nicht immer nach Wunsch. Sind da alle Streitigkeiten aus dem Weg geräumt?
GANDLER: Sie gibt derzeit definitiv den Ton an und trainiert sehr viel in der Ramsau – dies alles unter Abstimmung mit dem ÖSV, wobei ihr Vater ein großes Wort mitspricht. Sie ist derzeit auch bei allen ÖSV-Trainings dabei, doch muss man sich überlegen, bald den nächsten Schritt zu setzen.

Und der wäre?
GANDLER: Dass sie künftig zum Beispiel bei den Norwegern mittrainiert. Das würden wir definitiv unterstützen und wäre ein weiterer wichtiger Schritt in ihrer Entwicklung.

Die WM in Lahti kommt wohl noch zu früh, doch ist Stadlober für Seefeld 2019 eine Medaillenkandidatin?
GANDLER: Wenn es bei ihr so weitergeht, ist das definitiv realistisch. Aber das traue ich auch Tritscher, der bei der WM in Falun schon Sechster war, zu. So weit weg von ganz oben sind wir ja doch nicht.