Die WM-Saison der Skispringer hat am Donnerstag sozusagen die Halbzeit erreicht: 16 der 32 Bewerbe (abzüglich der gestrichenen Kulm-Konkurrenz) sind absolviert und trotz des Rücktritts von Thomas Morgenstern und der Form-Baisse von Gregor Schlierenzauer sieht die Weltcup-Wertung aus ÖSV-Sicht ausgezeichnet aus: Stefan Kraft schlüpfte erstmals ins Gelbe Trikot, dicht gefolgt von Michael Hayböck.
Kraft sicherte sich am Donnerstag in Wisla, wo starker Wind nur die Austragung eines Durchgangs ermöglichte, seinen zweiten Erfolg im Weltcup nach Oberstdorf. Der sensationell zum Tournee-Sieg geflogene Jung-Adler übernahm damit auch das Gelbe Trikot von seinem Zimmerkollegen und guten Freund Hayböck.
Schlag auf Schlag
"Es ist einfach ein Traum. Es geht echt Schlag auf Schlag und es macht richtig Spaß. Und es schaut immer besser aus. Ich versuche, das Ganze aufzusaugen und zu genießen", konstatierte der 21-jährige Salzburger hocherfreut. Dass er nun auch im Weltcup-Klassement ganz oben steht, gefällt Kraft natürlich. "Das ist das Ziel von jedem Skispringer, dass man einmal kurzfristig der Beste der Welt ist und das Gelbe Trikot hat. Es ist ein harter Kampf mit dem Michi, jetzt bin ich einmal knapp vorne, aber das ist nur eine Nebensache."
Hayböck landete am Donnerstag auf dem vierten Rang. Er nahm die Übergabe des Leader-Trikots an Kraft vorerst gelassen. "Als Springer wäre man immer gerne lange im Gelben Trikot, aber solange es im Zimmer bleibt oder bei uns in der Mannschaft, passt das gut", meint Hayböck lächelnd und mahnt auch vor verfrühter Freude. "Wir sind jetzt bei der Hälfte, es ist noch ein langer Weg bis Planica. Wir werden auf jeden Fall gemeinsam darum kämpfen, dass wir es nicht mehr hergeben", hofft Hayböck, dass die Führung bis zum Schluss im Zimmer der beiden bleibt.
Trotz der sehr intensiven Saisonphase mit Vierschanzen-Tournee, dem Skifliegen auf dem Kulm und nun dem Polen-Trip ist Hayböck noch nicht müde. "Momentan fühle ich mich noch sehr fit und frisch. Das hängt auch damit zusammen, dass es sehr gut läuft. Da macht man gerne möglichst viele Wettkämpfe."
Teambewerb und Einzel
Schon am Freitagabend stand die nächste Qualifikation in Zakopane auf dem Programm. Am Samstag geht der Teambewerb, am Sonntag eine Einzelkonkurrenz über den Bakken. "Wir haben von Klingenthal noch einiges gutzumachen", erinnert Kraft an den enttäuschenden achten Team-Platz vom Saison-Auftakt. "Wir werden vier starke Leute aufstellen und gemeinsam versuchen, für das Team Österreich wieder einen Stockerlplatz zu erspringen", versprach Kraft mit dem gestärkten Selbstvertrauen eines Weltcup-Leaders.