Es war eine Situation mit Seltenheitswert, als Simon Ammann Anfang August beim drittklassigen FIS-Cup seine Bretter anschnallte. Der Grund: Die bisherigen Trainingsleistungen des vierfachen Olympiasiegers waren zu schwach, deshalb schickte ihn der Schweizer Teamchef Martin Künzle zurück zu den Wurzeln. Geholfen hat es nichts, der mittlerweile 43-Jährige schaffte es nicht einmal in die Top 20.

Zwei Monate später verspürt der „Harry Potter der Schanzen“ wieder etwas mehr Aufwind, landete bei den Schweizer Meisterschaften immerhin auf Platz vier. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden“, sagt Ammann, der die sommerliche Formschwäche mit Uni-Prüfungen und dem Skiwechsel von Fischer auf Slatnar erklärt. Daher benötige noch etwas Zeit.

Nur zwei Plätze frei

Doch diese hat der Eidgenosse, der bereits 1998 im Weltcup auftauchte und bereits seine 28. Saison (!) in Angriff nimmt, nicht. Denn der Schweizer Nachwuchs drängt von hinten nach und macht der fliegenden Legende nun seinen Startplatz im Weltcup streitig. Los geht es am 23. November in Lillehammer, der Schweiz stehen vier Plätze zur Verfügung. Zwei davon haben Gregor Deschwanden und Kilian Peier sicher, auch Toptalent Felix Trunz (18) darf mit einem Ticket rechnen. Bleibt also nur noch ein Sitzplatz im Flieger Richtung Norwegen übrig.

„Ich spüre die Konkurrenz durch die Jungen. Einerseits ist es nun schwieriger, sich durchzusetzen, aber andererseits haben wir einen guten Drive in der ganzen Gruppe, das motiviert“, sagt Ammann. Zum letzten Mal in den Top zehn bei einem Weltcupspringen flog der Ex-Weltmeister 2021 - und Coach Künzle stellt klar: „Springt ein junger Athlet gleich gut wie Simon, fällt die Wahl eher zugunsten des Nachwuchses aus. Simon muss die Chance haben, in einen zweiten Durchgang zu springen. Um Erfahrung zu sammeln, nehmen wir einen Athleten in seinem Alter nicht mehr mit.“