Im zarten Alter von acht Jahren schnallte sich Noriaki Kasai das erste Mal Skisprung-Latten an seine Schuhe und hüpfte verbissen einen Bakken hinunter. Das war 1980 – also im selben Jahre Schnee, als Western-Held Ronald Reagan die amerikanischen Präsidentschaftswahlen gewann. Gefesselt von der Jagd nach Weiten, verschrieb der Bub aus Shimokawa sein künftiges Leben dem waghalsigen Sport und knüpfte mit seinen Erfolgen an die große japanische Skisprung-Tradition an. Skiflug-Weltmeister 1992 und Olympia-Zweiter 2014 – nur zwei Bravourstücke, die an der Brust des Mannes auf dem Land des Lächelns heften.
Die oben angeführten Großtaten und die dazwischen liegende Zeitspanne verraten es schon – Kasai ist nicht nur ein erfolgreicher, sondern auch sehr ausdauernder Skispringer. Seit 1988 Teil des japanischen Nationalkaders, hält der Asiate konsequent an seiner Laufbahn fest. Bis heute. War es um ihn in den letzten Monaten ruhig geworden, tauchte der 17-fache Weltcupsieger Anfang 2024 wieder in den Ergebnislisten auf. Zuerst schrieb der heute 51-Jährige im Kontinentalcup an, nun schaffte er es, sich bei den dieses Wochenende im heimatlichen Sapporo über die Bühne gehenden Wettkämpfen wieder für ein Weltcupspringen zu qualifizieren.
Bereits acht Mal bei Olympia
Dabei hatte es sich der Schanzen-Methusalem zum Ziel gesetzt, bei den Spielen 2022 in Peking seine Karriere als 49-Jähriger ausklingen zu lassen. Weil es aber nicht mit seiner neunten (!) Teilnahme unter den fünf Ringen klappte, sprang der stolze Besitzer von drei Einträgen im „Guinessbuch der Rekorde“ einfach weiter und trotzt damit den Gesetzen des Lebens.
Ja, Kasai leidet an einem ausgeprägten Dragee-Keksi-Syndrom („Wenn ich nur aufhör‘n könnt“). Doch Aussicht auf Heilung ist in Sicht: Allerspätestens bei Olympia 2026 soll endgültig Schluss sein mit der Hüpferei.