Im Oktober war im Lager der österreichischen Nordischen Kombinierer von einen Tag auf den anderen nichts mehr, wie es war. Bei einer Bergwanderung verunglückte die Ehefrau von Cheftrainer Christoph Eugen tödlich. „Wir sind wie selbstverständlich enger zusammengerückt, die Energie von Christoph gilt seither seinem Sohn“, sagt Christoph Bieler, der seither im Trainerteam vor Ort das Sagen hat. „Es war für uns alle ein Riesenschock. Die Britta war ja nicht die Frau von irgendjemandem, sondern ein unglaublich netter Mensch, den wir verloren haben. Wir waren alle sehr gut befreundet.“

Christoph Eugen nach Tod seiner Frau: „Wenn man heimkommt, fehlt jemand“

Von einem Tag auf den anderen wurde das Trainerteam der Kombinierer neu aufgesetzt. Sportlich war da nicht viel zu tun, da genossen Bieler im Bereich Skispringen und Jochen Strobl im Bereich Langlauf immer das Vertrauen von Eugen. „Das ist eine unglaubliche Eigenschaft von einem Chef. Er hat uns da absolut vertraut und uns sogar wie ein Co-Trainer zugearbeitet“, beschreibt Bieler. Was kaum aufgefallen ist, ist die Arbeit, die Eugen still und heimlich verrichtet hat: „Budget, Planung, Flüge, Sportstätten-Buchung, Sitzungen mit unteren Kadern“, zählt Bieler auf. „Das hat er alles weggearbeitet, das macht ihn als Chef so einzigartig.“ Die ganze Arbeit wird jetzt auf „zumindest drei Schultern“ aufgeteilt.

Und auch der Erfolg gibt Eugen Recht: „Er hat bei jedem Großereignis, bei dem er als Trainer war, eine Medaille gewonnen.“ Und auch jetzt: „Der Chef ist immer noch er. Wenn es ein gröberes Problem gibt, ist er für uns da.“ Am Stützpunkt in Salzburg arbeitet Eugen mit den Athleten, in der Ramsau war er – inklusive Sohnemann – auch wieder live im Weltcup dabei. Perfekte Dauerlösung ist es keine, sagt Bieler, „wenn jemand Chef ist, der nicht immer dabei ist“. Im Vorfeld der Saison wurde auch bei den Athleten um Verständnis geworben, „dass sie hie und da ein Auge zudrücken, wenn etwas nicht perfekt läuft“. Die großen Entscheidungen muss Bieler nicht treffen: „Wir haben auch vorher alles im Team entschieden.“

Die Ergebnisse in der Saison stimmen

Die Athleten haben die Situation gut angenommen, die Ergebnisse stimmen bisher. „Wir können sehr zufrieden sein“, sagt Bieler, bevor in Oberstdorf das zweite Saisondrittel startet. Neben Johannes Lamparter, „der nach wie vor den Ton angibt“, hat es mit Stefan Rettenegger ein zweiter Athlet an die Weltspitze geschafft. „Er ist in jedem Wettkampf ein Kandidat fürs Podium und es ist nur eine Frage der Zeit, dass er auch gewinnt“, sagt Bieler. Thomas Rettenegger, der ältere Bruder, wäre auch „cool am Weg“. Und auch die Talente im Kontinentalcup würden guten Biss beweisen und Willen zeigen, Weltklasse zu werden. „Das ist gut, das macht den Arrivierten Druck“, sagt Bieler. Mit den erfahreneren Athleten wurde der 46-jährige Tiroler nämlich erst nach und nach zufrieden. „Da vermisse ich noch ein bisschen den Willen, wieder der beste Österreicher zu werden“, sagt er.

Bei der jungen Garde wäre das anders: „Der Jo will den Riiber einholen, der Stef will den Jo einholen, der Tom sieht was bei seinem Bruder möglich ist. Das ist für uns Trainer eine sehr angenehme Situation.“ Was unangenehm werden kann: „Es kann passieren, dass es über kurz oder lang ein großer Name nicht in den Weltcup-Kader schafft.“ Mit Mario Seidl hat sich für Oberstdorf ein zusätzlicher prominenter Name über den Kontinentalcup für den Weltcup-Kader empfohlen.

Die Stimmung im Team stimmt, der Zug im Training ist enorm. „Wir müssen jetzt aber schauen, dass wir die Qualität im Training beibehalten“, sagt Bieler. „Sonst ist man gleich eine Reihe weiter hinten ­ – und das wollen wir nicht.“ Auf die anderen Nationen, allen voran den Norwegern, wird nicht geschaut: „Wir versuchen uns selbst weiterzuentwickeln. Wir haben ohnehin keinen Einfluss auf die Performance der anderen.“