In der Saison 2018/2019 dominierte Ryoyu Kobayashi die Bewerbe der Vierschanzentournee, siegte in Oberstdorf, Garmisch, Innsbruck und auch Bischofshofen. Logische Folge: Der „Goldene Adler“ für den Gesamtsieg bei der traditionsreichen Veranstaltung. 2021/2022 war der Japaner bei drei von vier Springen auf Rang eins, der zweite Gesamtsieg des heute 27-Jährigen ebenso wenig überraschend. Bevor die diesjährige Auflage mit dem Dreikönigsspringen in Bischofshofen am Samstag (ab 16.30 Uhr) ihr Ende findet, liegt Kobayashi in der Gesamtwertung einmal mehr in Führung. 4,8 Punkte (umgerechnet 2,67 Meter) sind es, die ihn von Verfolger Andreas Wellinger trennen. Die Österreicher Jan Hörl, Stefan Kraft und Michael Hayböck lauern mit – wohl zu großem – Abstand auf den Plätzen drei bis fünf.

Das Besondere an der Führung Kobayashis? Der Olympiasieger von 2022 hat bei der laufenden Vierschanzentournee noch keinen Bewerb gewonnen. Bisher landete er drei Mal auf dem zweiten Rang und auch für das letzte Springen in Salzburg rechnet zumindest TV-Experte Martin Schmitt nicht mit einem Angriff des Asiaten: „Er wird nicht auf Teufel komm raus auf den Tagessieg gehen“, sagt der 45-jährige Deutsche. „Er will den Goldadler. Und dafür wird er sich in Stellung bringen.“

Gelingt Koabayashi das Kunststück, ohne einen einzigen Tagessieg die Gesamtwertung zu gewinnen, dann wäre dies zum ersten Mal seit 1999 der Fall. Damals triumphierte der Finne Janne Ahonen ohne Tagessieg bei der Tournee. Es war der erste von insgesamt fünf Gesamtsiegen des mittlerweile 46-jährigen Rekord-Tournee-Siegers. Ex-ÖSV-Adler Gregor Schlierenzauer glaubt übrigens nicht, dass es sich für Kobayashi ausgeht. „Ich tippe auf Andi Wellinger. Auch, weil die Deutschen endlich einmal wieder an der Reihe sind.“ Den letzten Deutschen Sieg gab es 2002 durch Sven Hannawald. „Ich bin jetzt nicht mehr der Gejagte, sondern der Jäger“, sagt Wellinger. „Und ich greife an.“