Sport kann richtig brutal sein. Da liefert Österreich beim Neujahrsspringen in Garmisch mit den Plätzen vier (Manuel Fettner), fünf (Jan Hörl), sechs (Stefan Kraft) und acht (Michael Hayböck) ein tolles Mannschaftsergebnis ab und steht am Ende dennoch als Verlierer da. Erst zum zweiten Mal in dieser Saison nach dem zweiten Klingenthal-Bewerb schaffte es kein ÖSV-Adler auf das Podest, zudem verlor Kraft im Kampf um den Goldenen Adler viel an Boden. Den Sieg auf dem Olympia-Bakken sicherte sich der Slowene Anže Lanišek, auf den Plätzen landeten Ryoyu Kobayashi und Andreas Wellinger.

Entscheidend dabei ist der Rückstand von Kraft. Denn der Dritte von Oberstdorf büßte gegenüber dem Tournee-Gesamtführenden Wellinger weitere 14,8 Punkte ein. Insgesamt sind es jetzt bereits 25,2 Zähler. Das entspricht umgerechnet satten 14 Metern! Andererseits brachte es ORF-Experte Martin Koch treffend auf den Punkt: Wenn man auf zwei Schanzen 25,2 Punkte verliert, dann kann man auf zwei Schanzen auch 25,2 Punkte aufholen. Zudem hat der bisher Saisondominator Kraft, der ausgerechnet bei der Tournee das Siegen verlernt hat, nun in Innsbruck (dort steigt bereits am Dienstag die Qualifikation und am Mittwoch der Bergisel-Wettkampf) sowie beim Tourneefinale in Bischofshofen (6. Jänner) das rot-weiß-rote Publikum im Rücken.

„Es hätte auch anders ausgehen können“

„Ich bin mit dem sechsten Platz und den Sprüngen sehr zufrieden. Es war ein solider Tag heute, es hätte auch anders ausgehen können. Vor allem, weil ich im Probedurchgang noch extreme Probleme mit der Anlaufgeschwindigkeit hatte“, verwies der Salzburger auch auf die vergangenen Jahre in Garmisch, wo schon mehrmals aufgrund mäßiger Leistungen seine Tourneeträume geplatzt waren. Und weiter: „Schade, dass es keiner aufs Stockerl geschafft hat. Der Rückstand auf Wellinger und Kobayashi ist jetzt schon sehr groß. Aber Skispringen ist eben kein Wunschkonzert. Jetzt gilt es für mich, mit ein paar mutigen Sprüngen wieder das Momentum zu finden. Es sind noch vier Sprünge. Jetzt kommen wir heim – wir kennen die Schanzen und die Fans werden uns hoffentlich beflügeln“, denkt Kraft noch keinesfalls ans Aufgeben.

Bester Österreicher wurde Routinier Fettner als Vierter. Doch der 38-Jährige war mit seiner Leistung nicht vollends zufrieden: „Ehrlich gesagt hatte ich mir schon ein Podest erhofft, aber drei andere waren heute um ein Eitzerl besser. Mein zweiter Sprung war wirklich gut – da gibt es nichts zu meckern.“ Relativ gelassen nahm auch Hörl seinen fünften Platz hin. Dabei war der Salzburger nach dem ersten Durchgang noch auf Rang zwei gelegen: „Schade. Springerisch war es heute sehr cool. Der zweite Sprung hätte auch gepasst – aber es sollte eben nicht sein.“

Hayböck hat viel verschenkt

Gemischte Gefühle hatte auch Michael Hayböck, der bei beiden Sprüngen die Landung gehörig verwackelte, einen Sturz jeweils nur knapp vermeiden konnte und damit ein weit besseres Endergebnis als den achten Platz verspielte. „Es waren zwei akrobatische Einlagen. Ich werde jetzt noch ein bisschen Telemarklandung üben gehen“, scherzte der Oberösterreicher. „Natürlich ist es schade – ich habe heute viel verschenkt. Andererseits sind mir endlich einmal zwei super Wettkampfsprünge gelungen. Da sieht man, was alles möglich wäre.“

Clemens Aigner als Zwölfter und Daniel Tschofenig (17.) rundeten das wie bereits erwähnt mannschaftlich bärenstarke Ergebnis der Österreicher ab. Bei der Qualifikation in Innsbruck bekommen die ÖSV-Adler durch die nationale Gruppe zusätzliche Unterstützung.