1 1 1 1 2 9 3 1 – nein, hierbei handelt es sich nicht um die Tresorkombination von Fort Knox, sondern die Einzelplatzierungen von Stefan Kraft, mit denen er die Konkurrenz in der bisherigen Saison geknackt hat. Den letzten „Einser“ holte der Österreicher am Sonntag in Engelberg ab, wo er vor Landsmann Jan Hörl sowie drei von Pius Paschke angeführten Deutschen triumphierte. Für Kraft ist es bereits der 35. Weltcupsieg, aber erst sein erster auf der Großtitlisschanze. Mit seinem bereits fünften Saisonsieg führt Kraft, der nur in einer der bis dato acht Einzel-Konkurrenzen am Podest vorbei segelte, den Gesamtweltcup mit eleganten 222 Punkten Vorsprung auf DSV-Springer Andreas Wellinger an, Hörl hält den fünften Rang.

„Es hat unten richtig gut getragen. Ich habe den besten Sprung zur richtigen Zeit angebracht“, jubelte Kraft nach seinem Meisterstück, das er im zweiten Durchgang mit einem 142-Meter-Satz (Tageshöchstweite) fixierte. Es war zugleich der siebente ÖSV-Doppelsieg auf dem Schweizer Bakken, der zugleich ein Sprungbrett für eine hoffentlich ebenso rosige Skisprung-Zukunft sein soll. Immerhin steht die Vierschanzentournee vor der Tür – nach der kurzen Weihnachtspause geht es am 29. Dezember in Oberstdorf mit dem ersten Bewerb los. Und kann Kraft seine Form halten, scheint sein zweiter Tournee-Triumph nach 2014/15 alles andere als illusorisch.

Zumindest dann, wenn der 30-jährige Pongauer die zuletzt wieder aufgetretenen Rückenprobleme in den Griff bekommt. „Ich habe bisher nicht viel darüber gesprochen, weil es zwar im Rücken zwickt, es aber dennoch so gut läuft. Aber natürlich muss ich das so schnell wie möglich ausheilen, damit ich den Kopf frei für das Skispringen habe. Das Springen ist in dieser Situation natürlich nicht das Beste. Aber was soll ich machen – es ist mein Beruf.“ Trotzdem blickt der Schwarzacher schon voller Vorfreude in Richtung des bevorstehenden Schanzenspektakels: „Österreich und Deutschland machen sich derzeit die Siege untereinander aus. Das ist die beste Werbung für die Tournee. Ich hoffe, die Stadien werden übergehen.“ In Oberstdorf bestimmt – das Auftaktspringen ist schon seit einigen Tagen ausverkauft.

Platz zwei im Team einzementiert

Zufrieden durfte aber auch Jan Hörl mit Platz zwei. „Natürlich wäre ich gerne ganz oben gestanden“, sagte der Halbzeitführende, „doch dafür war der Krafti mit seinem zweiten Sprung zu stark.“ Vier Punkte fehlten dem 25-Jährigen am Ende auf seinen Salzburger Landsmann, trotzdem hat Hörl mit dem dritten Podestplatz in dieser Saison seine Rolle als Nummer zwei im ÖSV-Adlerhorst einzementiert. Hinsichtlich Tournee ist der Team-Olympiasieger zuversichtlich: „Ich werde über die Feiertage regenerieren und dann voll angreifen.“

Positiv bilanzieren konnte freilich auch Cheftrainer Andreas Widhölzl: „Der bisherige Saisonverlauf ist natürlich sehr erfreulich. In Klingenthal und beim ersten Bewerb in Engelberg war es von den Verhältnissen her schwieriger. Und da hat man gesehen, wie schnell es gehen kann, dass man nicht mehr ganz vorne dabei ist. Jetzt sind wir wieder ganz vorne dabei“, lächelte der Tiroler, der seinen „Adlern“ für die kommende Tage noch ein paar Sprungeinheiten verschreibt, „um wieder eine Lockerheit reinzubringen.“ Ungewohnt früh gab Widhölzl auch gleich sein Tournee-Team bekannt: „Neben Kraft und Hörl sind noch Daniel Tschofenig, Michael Hayböck, Manuel Fettner und Clemens Aigner dabei.“

Aufschwung in Garmisch?

Weniger rosig sieht es bei den Damen aus. Nach vier Bewerben liegt Sara Marita Kramer als beste Österreicherin im Gesamtweltcup auf Platz sieben. In dieser Saison haben die erfolgsverwöhnten ÖSV-Damen noch nie den Sprung aufs Podest geschafft. Am 30. Dezember geht es in Garmisch weiter – hoffentlich dann schon mit der zuletzt verletzten Gesamtweltcupsiegerin Eva Pinkelnig.