Beinahe, aber nur beinahe, hätte der Wind der Ramsau einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am Ende konnte das Skispringen der Herren aber stattfinden – auch wenn längst nicht alle von der Fairness des Bewerbs überzeugt waren. Johannes Lamparter war das egal, er strahlte mit der Flutlichtanlage um die Wette. Der Tiroler, Gesamtweltcupsieger der Vorsaison, setzte sich auf steirischem Schnee durch. Und sorgt für den ersten rot-weiß-roten Erfolg in der Ramsau seit Mario Stechers Doppel-Triumph im Dezember 2010. „Es war höchste Zeit“, sagt der Sportdirektor der Nordischen und war von der geschlossenen Mannschaftsleistung der Österreicher beeindruckt. Stefan Rettenegger verpasste das Podium als Vierter hauchdünn, Bruder Thomas wurde Fünfter und verbesserte sich um 22 Plätze. „Ich werde es schon nicht ganz schlecht gehabt haben“, sagte der Pongauer.
Mann des Tages war aber Lamparter. Und der Tiroler hatte nach dem Massenstart bereits so eine Vorahnung. Als Vierter kam Lamparter ins Ziel, quasi zeitgleich mit den Norwegern Jens Luraas Oftebro und Joergen Graabak und dem Deutschen Vinzenz Geiger. „Als hätte ich keinen Rückstand. Ich kann mit dem besten Langläufern mit und hab das Trikot des besten Skispringers an.“ Der 22-Jährige zauberte im Sprungdurchgang 87,5 Meter in den Schnee. „Ich hab nur die grüne Linie gesehen und gewusst, da muss ich drüber“, sagt Lamparter.
Riiber geschlagen
„Ein Tag zum Genießen“, sagte Lamparter. „Ramsau zu gewinnen ist eines der größten Ziele, das man haben kann. Die Bundeshymne geht sowieso immer ganz tief rein.“ Und das dann erstmals in der Saison kein Norweger auf dem obersten Podest stand, war auch Genugtuung. „Wenn er sich trifft, ist er unschlagbar“, sagt Lamparter über seinen größten Konkurrenten Jarl Magnus Riiber. Der Dominator der laufenden Saison wurde hinter dem Österreicher Zweiter, setzte bei schwierigsten Verhältnissen einen Topsprung in den Schnee. Nur Lamparter war eben noch besser. „Vielleicht hat er heute nicht so seinen Tag gehabt, und ich hab das genutzt.“ Genau das, sagt Cheftrainer Christoph Bieler, muss auch die Herangehensweise sein: „Wir müssen als Team maximalen Druck auf ihn ausüben, dann ist er zu bezwingen“, sagt Bieler.
Dabei war der Moment des Triumphs gar nicht so zu jubeln: Oftebroo – der Letzte, der Lamparter den Sieg noch streitig machen hätte können – stürzte bei der Landung. Statt Lamparters Jubel-Faust gab es zusammengeschlagene Hände vor dem Gesicht. „Das tut richtig weh. Wir sind alle richtig gut befreundet. Man wünscht ihm natürlich nicht, dass er sich verletzt. Das tut kurz weh, aber wenn das vorbei ist und man merkt, dass es ihm gut geht, ist das wieder Geschichte.“
Von einem Doppelsieg, wie jenem von Stecher 2010, will Lamparter noch nicht träumen. „Die besten Längläufer müssen patzen“, sagt er im Hinblick auf den Langlauf-lastigen Kompakt-Bewerb. Aber doch: „Wenn wir uns wieder gut platzieren, Riiber, Stefan und ich, dann können wir marschieren“, sagt er. „Mir liegt die Runde, das kann wieder passen.“ Zufrieden wird auch Organisator Alois Stadlober sein: Der Wunsch eines Deutschen auf dem Podium ging auf – Manuel Faist wurde Dritter.