Was für viele mit Unglück behaftet ist, hat bei ÖSV-Ass Sara Marita Kramer eine ganz andere Bedeutung. Die Zahl 13 steht nämlich nicht etwa für Pech und Rückschläge, die es in ihrer Karriere schon viel zu oft gab, sondern vielmehr das Herzensprojekt der 22-jährigen Überfliegerin. Am 13. Oktober brachte die Skispringerin nämlich eine eigene Kollektion aus 13 individuellen Kleidungsstücken heraus. Wann? Natürlich um 13.13 Uhr. Während Mode und Spitzensport auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben, ist es für Kramer mittlerweile viel mehr als eine Nebenbeschäftigung. „Ich habe damit angefangen, um mich vom Sport abzulenken. Die ersten drei Jahre habe ich mich nur auf den Sport konzentriert und war dadurch in einem Hamsterrad gefangen. So kann ich meine Kreativität jetzt ausleben und das macht sehr viel Spaß“, sagt die 15-fache Einzelsiegerin im Weltcup.
Anfangs seien die entworfenen Kleidungsstücke nicht für den Verkauf gedacht gewesen, viele positive Rückmeldungen änderten aber die Meinung. Als eines der ersten Motive musste Papa Ronald, der die 13 als Glückszahl hat, herhalten. Nach einer Radausfahrt fand er sich kurzerhand auf einem selbst entworfenen Pullover wieder. Nicht nur das zeigt, wie wichtig der Skispringerin die Familie ist. „Natürlich werden wir alle älter und gehen unseren eigenen Weg, wenn wir zusammenkommen macht es aber immer Spaß. Man merkt, wie jeder füreinander da ist, welchen Zusammenhalt wir haben.“ Das sei im abgelaufenen Sommer auch eine wichtige Stütze gewesen, verlief die Vorsaison nicht unbedingt nach dem Geschmack der Team-Weltmeisterin aus dem Jahre 2021.
Ablenkung und Abstand
Auf den herben Rückschlag bei den Olympischen Winterspielen 2022, die sie als Topfavoritin aufgrund eines positiven Corona-Tests verpasste, folgte ein herausfordernder Weltcup-Winter 2022/23. Formschwankungen, Probleme und eine zwischenzeitliche Weltcup-Pause sind nur einige Aspekte einer dieser Zeit. „Deshalb habe ich versucht, den Sommer zu genießen und mich nicht nur mit Training zu beschäftigen. Wenn du im Kopf immer ans Skispringen denkst, frisst es dich auf, und genau das ist im Vorjahr eben passiert. Deshalb habe ich Ablenkung und Abstand gebraucht, damit ich später wieder mit voller Vorfreude auf die Schanze gehen konnte. Das ist mir eigentlich sehr gut gelungen.“ Auch wenn es an manchen Tagen schwierig sei, gesteht Kramer. „Aber das ist im Berufsleben manchmal ja genauso.“
Mit dem Karriereende von Daniela Iraschko-Stolz Ende September verlor die 22-Jährige innerhalb des Teams nicht nur eine Förderin, sondern auch eine gute Freundin und ehemalige Zimmerkollegin. „Sie war eine wichtige Person bei uns, vor allem auch für mich, da sie mir in den ersten Jahren enorm geholfen hat. Ich habe sie schon letzte Saison vermisst und irgendwie gehofft, dass sie zurückkommt. Mit der Verletzung ist es aber nur verständlich.“ Nicht nur deshalb wird es für Kramer eine völlig neue Ausgangslage. Die Salzburgerin will die Rückschläge der Vergangenheit hinter sich lassen und nach vorne schauen – ganz ohne Ergebnisdruck. „Ich wäre zufrieden, wenn ich wieder glücklich bin auf der Schanze, wenn ich sagen kann, dass ich das alles gerne mache. Dieses Erlebnis während eines Sprungs, dass dir dieses besondere Gefühl gibt. Dann ist es auch egal, welches Resultat am Ende rauskommt.“