Saisonauftakt für die Nordischen Kombiniererinnen. In Lillehammer ist der provisorische Sprungdurchgang absolviert. An der großen Gejagten hat sich nichts geändert, Gyda Westvold Hansen gilt es zu besiegen. In der Vorsaison hat die 21-Jährige jeden einzelnen Bewerb für sich entschieden – zehn im Weltcup und den Gundersen- und Mixed-Team-Bewerb bei der Weltmeisterschaft in Planica. „Ich möchte eine bessere Athletin sein als im Vorjahr“, hat die Dominatorin im Kombiniererinnen-Zirkus vor der Saison gesagt. Es ist eine Drohung an die Konkurrenz.
„Ich bin bereit. Der Sommer war gut, ich habe viel trainiert“, sagt die Norwegerin. Das neue Format – Kompakt – könnte Westvold Hansen, die als exzellente Skispringerin gilt, nicht in die Karten spielen. „Das neue Format ist interessant“, sagt sie. „Es ist gut für den Sport, etwas Neues auszuprobieren.“ Dass sie im Kompakt nicht die große Favoritin, sieht sie ganz anders: „Es ist leichter schnell langzulaufen, wenn der Druck da ist“, sagt sie. Sprich: Die Konkurrenz weiß möglicherweise noch gar nicht, wie gut die 21-Jährige in der Loipe ist – weil sie es einfach noch nie zeigen musste. Und es ist dann doch wieder eine kleine Kristallkugel, die Westvold Hansen noch nicht gewonnen hat.
Und doch sieht die Norwegerin viele Athletinnen, die ihnen das Wasser reichen können. Die 17-jährige Deutsche Nathalie Armbruster, beispielsweise, die Schule und Weltcup unter einen Hut bringen muss. Die Norwegerin Ida Marie Hagen, die neue Athletensprecherin ist. Die Italienerin Annika Sieff, die 2023 in Whistler Junioren-Weltmeisterin wurde. Die japanischen Zwillingsschwestern Yuna und Haruka Kasai. Und wohl auch die Österreicherin Lisa Hirner.
Mit Rang fünf in der Gesamtwertung erreichte Hirner ihre beste Platzierung, Rang zwei beim Gundersen-Bewerb in der Ramsau ist auch ihr bestes Karriereergebnis. Drei Mal kombinierte die sich die 20-jährige Steirerin auf das Podest. Und Medaillen bei Großereignissen gab es für die Eisenerzerin ebenfalls: Gold im Mixed-Team und Bronze im Einzel bei der Junioren-WM in Whistler, Bronze im Mixed-Team bei der Nordischen Weltmeisterschaft in Planica.
Wie gut sie in die Saison startet, ist abzuwarten. „Ich habe nur die besten Erinnerungen an Lillehammer“, sagt die Eisenerzerin. Zwei Mal ist sie im Weltcup in Lillehammer gestartet, zwei Mal mit einer Podestplatzierung heimgeflogen. Und doch: Hirners Sommer war nicht, wie zuletzt. Zuerst hat sie die Ausbildung im NAZ Eisenerz abgeschlossen und sich auf die Schule konzentriert. „Ich hab dann im Sommer gemerkt, dass ich mit dem Training ein bisschen im Rückstand bin“, sagt Hirner. Dann wurde sie bei der Polizei aufgenommen – die Einschulungstage fanden zeitgleich mit dem Kurs auf Zypern statt. Eine Woche Langlauftraining in Davos mit der Trainingsgruppe 1 der Kombinierer-Herren waren aber eine „sehr coole Möglichkeit. Das war brutal wertvoll für mich“. Und doch: „Ich hab meine Erwartungen zurückgeschraubt. Es geht darum, gesund zu bleiben und zu arbeiten, arbeiten, arbeiten.“
Neu im Kalender der Kombiniererinnen sind Oberstdorf und Trondheim – als Testevent vor der Nordischen Weltmeisterschaft 2025. Ramsau und Seefeld sind wieder im Kalender – 16 Bewerbe, mehr gab es für die Kombiniererinnen noch nie. Das gefällt auch Willi Denifl, der von Bernhard Aicher das Amt als Cheftrainer übernommen hat. „Wir haben einen guten Kalender, 16 Bewerbe gab es noch nie. Die Entwicklung passt“, sagt Denifl, der sich auf längere Sicht auch Großschanzenbewerbe wünscht.