Ganz unerwartet kam es nicht in der Szene. Und doch muss die "Ski-Steiermark" nach dem Karriereende von Nici Schmidhofer und der "Babypause" von Tamara Tippler kommende Saison auf eine weitere Murtalerin im Weltcup verzichten: Ramona Siebenhofer verkündete am Freitag in Wien das Ende ihrer Karriere – und tat das bei ihrem alten und neuen Dienstgeber, dem Innenministerium und Minister Gerhard Karner. Denn Siebenhofer, fertige Polizeischülerin, wird in Kürze in den "normalen" Polizeidienst wechseln und auf der Polizeiinspektion Murau Dienst schieben.

Doch zurück auf die Ski. Schon beim Weltcupfinale in Soldeu war die 31-Jährige schon emotional bei ihren Abschlussworten – nach einer Saison mit einigen Aufs, aber auch einigen Abs. "Ich habe dort schon gespürt, dass es das gewesen sein könnte, stimmt. Da bin ich ein wenig emotional geworden. Es kam ja auch dazu, dass Schmidi (Nici Schmidhofer, Anm.) und Tami (Tamara Tippler, Anm.) schon bekannt gegeben haben, dass sie ihre Karriere beenden oder eine Babypause einlegen. Dazu wussten wir auch, dass einige Trainer gehen werden. Es fühlte sich an wie eine Aufbruchsstimmung, weil das Gewohnte nicht mehr sein würde."

"Will nicht das letzte Hemd riskieren"

Doch entscheiden "in und aus der Emotion" wollte sie da noch nicht. Die Murauerin wollte sich Zeit geben, ein wenig Abstand gönnen. Einordnen, wie sie das Erlebte des Winters verarbeiten wollte. "Ich habe einen Punkt gehabt, da bin ich zur Besichtigung gefahren und war mir nicht sicher, ob ich das noch will. Aber in diesem Sport brauchst du die hundertprozentige Bereitschaft", weiß Siebenhofer. Auf Sardinien wuchsen dann die Zweifel, ob sie ihrer Leidenschaft, der sie seit dem siebenten Lebensjahr alles untergeordnet hatte, noch nachgehen will. "Ich habe gemerkt, dass es mir schwerer fällt, übers Limit zu gehen. Speziell bei schlechter Sicht. Ich bin nicht mehr bereit, das letzte Hemd zu riskieren, um vorne mitzumischen", erklärt sie.

Dann reifte die Entscheidung. In Gesprächen mit anderen, die aufgehört haben, stelle Siebenhofer fest, dass bei diesen der Weg ähnlich war. Die ersten Zweifel im Winter, dann das Ende. "Ich fahre gerne Ski, ich liebe den Wettkampf. Ich hatte nie Probleme mit dem frühen Aufstehen, ich habe mir den Sonnenaufgang vor dem Training gerne angeschaut, ich hatte nie ein Problem, mich im Sommer zu motivieren. Aber: Da war der Punkt da, an dem ich mich fragte, ob das noch das Richtige für mich ist." Scheinbar nicht. Zwar, sagt sie, hätte sie schon noch "vorne mitfahren können", wenn die Bedingungen passen, das Wetter passt. Zwar hätte die Heim-WM 2025 gelockt, Olympia in Cortina 2026, wo sie einst innerhalb von 24 Stunden ihre zwei Weltcupsiege einfuhr, sowieso. Aber: "Wer garantiert mir, dass es am 13. Februar 2026 dort schönes Wetter geben wird?" Und wenn es ruppig wird, bei flachem Licht, da waren die eigenen Limits eben spürbar.

Das Positive: Siebenhofer blieb in 14 Weltcupjahren von schweren Verletzungen verschont, in den Knien litten zwar die Knorpel, doch die Bänder sind heil. Sie kann, wie Nici Schmidhofer, selbst den Schlussstrich ziehen, ohne zu müssen. In 14 Jahren musste sie keine Saison auslassen, ein Bandscheibenvorfall vor zwei Jahren und eine Schulter-OP nach einem Skiwinter waren die schwierigsten Dinge, die es zu meistern galt. Auf der Habenseite stehen die zwei Siege in Cortina 2019, sieben Podestplätze in der Abfahrt, den schönsten vor einem Jahr beim Heimrennen in Zauchensee. Zehn WM-Starts, bei denen sie zweimal Vierte und dreimal Fünfte wurde. Und die Gewissheit, in vier Disziplinen in die Top fünf gefahren zu sein, auch im Riesentorlauf. "Dass der Weg, es noch einmal mit und über den Riesentorlauf zu versuchen, aufgegangen ist, freut mich. Weil das hätten mir wohl nur wenige noch zugetraut."

Siebenhofer mit Innenminister Gerhard Karner sowie "ihren" zwei Präsidentinnen: Roswitha Stadlober und Renate Götschl
Siebenhofer mit Innenminister Gerhard Karner sowie "ihren" zwei Präsidentinnen: Roswitha Stadlober und Renate Götschl © BMI/Karl Schober/KK

Und doch: Jetzt ist Schluss. Zeit für Abstand, Zeit fürs Daheimsein. "Ich bin immer gerne gereist, aber jetzt bin ich froh, die Koffer einmal nicht packen zu müssen." Eine kurze Auszeit gönnt sie sich noch, dann beginnt der Dienst in der Polizeiinspektion. Und irgendwann, ja, dann sind auch Kinder ein Thema. "Viele meinten ja, dass ich vor Tami dran bin, ich war ja oft die Mama im Team. Und ja, ich bin offen für Kinder, für Familie, der Freund ist ja schon da. Aber noch nicht jetzt."