Wenn am nächsten Wochenende im andorranischen Soldeu die Finali des Alpinen Skiweltcups über die Bühne gehen, dann wird man Tamara Tippler vergeblich auf den Startlisten suchen. Denn die Steirerin erwartet gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund Oliver ihr erstes Kind, beendet ihre Saison damit vorzeitig. Im Herbst soll es dann so weit sein. Am Sonntag ließ sie die Welt daran teilhaben, worum sich jene der 31-Jährigen künftig drehen wird. "Ich wollte es vor dem ersten Abfahrtstraining (das heute stattfindet, Anm.) machen, sonst fragt wieder jeder, wo ich bin", sagt Tippler, die sich "überwältigt von den ganzen Nachrichten" gezeigt hat, die sie am Sonntag im Sekundentakt erreicht haben. "Es ist so schön, es ist wirklich zum 'Rean'. Da geht es nicht um Hundertstel, sondern um das wahre Leben, da werden dann selbst die härtesten Personen ganz sensibel. Aber der Tag ist gerade anstrengender als Trainieren und Abfahrtstag zusammen", sagt die Speedfahrerin lachend.
Bis gestern haben nur eine Handvoll Leute von der frohen Kunde gewusst, im ÖSV nur das Quintett Cornelia Hütter, Mirjam Puchner, Ramona Siebenhofer, Stephanie Venier und Physiotherapeutin Anja Sesum. "Beim Weltcup in Kvitfjell Anfang März sind wir gemeinsam im Apartment gesessen und da habe ich es ihnen erzählt", berichtet Tippler. "Wir sind dann ewig in Skiunterwäsche am Tisch gesessen, da gab es dann nur noch das Thema. Die Woche werden wir alle nie vergessen, ich habe so viel lachen müssen, dann auch noch mit dem Dreifachsieg. Ich bin richtig berührt, dass alle dichtgehalten haben, das muss ich ihnen hoch anrechnen. So etwas ist ja doch eine Nachricht, die man gerne teilt. Ich war selbst von mir verwundert, dass ich es nicht in einem Interview ausgeplaudert habe. Wir im Team sind jetzt schon seit zehn Jahren zusammen, da merkt man einfach, dass das mehr ist als nur Skifahren."
In Norwegen hat es bei Tippler, deren Kind in der Steiermark in Mautern groß werden soll, beim Abfahrtstraining dann "Klick" gemacht: "Ich habe gemerkt, ich bin nicht mehr die gleiche Tami, ich traue mich nicht mehr zu 100 Prozent – und ich will nicht im Netz landen." Ganz von der Piste wird man die Olympiavierte im Super-G aber in den nächsten Monaten nicht bekommen: "Ich sperre mich nicht daheim ein", sagt Tippler. "Ich weiß, wie man Ski fährt, und möchte das Wissen an die Jungen weitergeben. Ich bin motiviert, zu coachen, bei den Besichtigungen ein bisschen mitzufahren."
Und irgendwann auch wieder selbst am Start stehen? "Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt, ich will keine vorschnellen Entscheidungen treffen. Ich bin noch immer mit Leidenschaft und Ehrgeiz Skifahrerin, habe immer noch Hummeln im Hintern. Die Heimweltmeisterschaft in Saalbach 2025 ist eine riesengroße Motivation, ich habe sowohl daheim als auch im Verband die komplette Unterstützung. Ich will die Türe nicht zumachen."