Nun ist es amtlich, Österreich reist von der Alpinski-WM in Courchevel/Méribel ohne Goldmedaille ab. Manuel Feller, der Halbzeitführende des Slaloms, fiel in der Entscheidung am Sonntag auf Rang sieben zurück. Gold holte sich der Norweger Henrik Kristoffersen, der als 16. des ersten Laufs noch zu seinem ersten Slalom-Weltmeistertitel raste. Silber ging an AJ Ginnis (+0,20), der als erster Grieche eine WM-Medaille eroberte, Bronze an Alex Vinatzer (ITA/+0,38).
Bester Österreicher wurde einmal mehr Marco Schwarz als Sechster (+0,65). Fabio Gstrein rutschte noch von sieben auf Platz 16 zurück, Adrian Pertl begnügte sich mit Platz 12. Das letzte Mal ohne Goldmedaille war Österreich 1987 in Crans Montana geblieben (0/3/1). In Frankreich 2023 schauten drei Silber- und vier Bronzemedaillen heraus.
Letzter heimischer Weltmeister bleibt Marcel Hirscher
Die Krönung seiner Karriere vor Augen, verpasste es Feller auch im fünften Versuch, eine Halbzeitführung erfolgreich zu verteidigen. Seine bisher einzige Medaille bei Großereignissen (Silber St. Moritz) liegt mittlerweile sechs Jahre zurück. Der letzte österreichische Slalomweltmeister bleibt damit Marcel Hirscher, der die "Skination" 2019 im letzten Rennen erlöst hatte.
Der amtierende Slalom-Weltmeister bleibt ein Norweger. Vor zwei Jahren hatte Sebastian Foss-Solevaag in Cortina d'Ampezzo triumphiert. "Ich habe gewusst, das ist was für mich", sagte Kristoffersen nach seiner Bestzeit im sehr drehenden, zweiten Lauf. Er fuhr die erste Goldmedaille für Van Deer-Red Bull Sports ein. Es war das 400. Rennen der WM-Geschichte.
Keine Ausrede von Manuel Feller
"Es tut schon schiach, wenn man einen Siebener im Ziel sieht", sagte Feller. "Das muss man erst einmal verarbeiten." Er erinnerte an die engen Abstände nach dem ersten Lauf und lobte Kristoffersen: "Henrik hat das mit deutlich besserer Piste und Sicht gnadenlos ausgenutzt." Er selbst habe das Timing nicht ganz gefunden, sagte Feller, der beim Einfahren auf die Hüfte gestürzt war. Ein Grund für den Rückfall sei der Sturz aber nicht gewiesen. "Am Start waren es schon grausige Schmerzen, aber man hat gesehen, dass es mich null einschränkt", wollte der 30-Jährige keine Ausreden finden.
Mit Schmerzmitteln und der Nummer 4 hatte Feller im ersten Lauf mit knappem Vorsprung (0,13 Sek.) die Bestzeit markiert. Auf der eisigen Piste "Eclipse" fand das vom Tiroler zuvor angekündigte "Gemetzel" statt. 18 Läufer lagen innerhalb einer Sekunde, die Top-10 waren nur durch sieben Zehntel getrennt, die ersten vier - Feller, Lucas Braathen, Ginnis und Linus Straßer - überhaupt nur durch 14/100. Einige, wie Ginnis, führten das auf eine "sehr einfache" Kurssetzung zurück. Die Österreicher waren durchwegs schnell gewesen: Gstrein war Siebenter (+0,56), Schwarz Neunter (+0,71), der 2021-Vize-Weltmeister Pertl mit 0,83 Rückstand schon nur noch 14.
Durchwachsene Fahrten
Als erster Österreicher im Finale, wanderte Pertl schon am dritten Tor gefährlich nahe am Ausfall und schien danach nie wirklich im Lauf anzukommen. Auch Schwarz fand am extrem steilen Starthang schwer ins Geschehen, verlor danach sukzessive Zeit und rutschte als zwischenzeitlich Dritter kurz darauf vom Podest.
Die Attacke des zweitletzten Österreichers verpuffte nach gutem Start. Gstrein kam mit Rücklage von der Ideallinie ab - und wurde durchgereicht. Kristoffersens Miene wurde mit jedem Läufer heller, auch Vinatzer, Straßer und Braathen - trotz zwischenzeitlichem Mega-Vorsprung (0,93) - kamen nicht an ihn heran. Ginnis schwang mit zwei Zehntel Rückstand auf Kristoffersen ab - hatte aber die historische Medaille fix. Feller büßte schon bis zur ersten Zwischenzeit vier Zehntel seines Vorsprungs (0,91) ein und war nach Fehlern in der Folge chancenlos.