Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Der Bürgermeister von Brides-les-Bains ist ein netter, freundlicher Mann. Der Empfang war herzlich – und doch kam ich mir vor wie in der kleinen Diplomatieschule: Dort der eine, der "seine Stadt" verteidigt, hier der andere, dessen Eindruck aus Sicht von Monsieur Bruno Pideli zu negativ ausgefallen sei. "So kommen doch keine Touristen aus Österreich zu uns", monierte er etwa den Vergleich mit Bad Gastein – ohne dieses zu kennen. Erklärende Worte beruhigten die Lage zusehends – und ein wenig war ich stolz, dass mein Französisch reichte, um den "Maire" fast ohne Übersetzung zu verstehen. Was stimmt: In der Zwischenzeit haben wir uns mit dem Ort ja alle angefreundet. Wir kennen die Restaurants und Bars, auch Sonnenstrahlen haben wir im Ort erlebt.

Exkurs I: Sollten Sie einmal vorbeischauen, dann riskieren Sie einen Besuch im winzigen, aber urigen "La Montagne" am Ende der Hauptstraße und testen Sie die Spezialitäten – von Zwiebelsuppe über Tartelette bis zu Crêpes mit echtem Nugat – oder das hier unvermeidbare Käsefondue, das "Fondue Savoyarde", oder Sie gönnen sich Austern in der Bar neben dem "L’Hermitage", die nur "nach Lust und Laune des Patrons" geöffnet hat. Sein Ort, sagte der Bürgermeister, sei auch Teil des größten Skigebiets der Welt, aber "nicht so High Society" wie Courchevel oder Méribel.

Exkurs II: Hartnäckig hält sich übrigens das Gerücht, dass David Beckham gerade hier urlaubt. Man habe ihn bei der Après-Ski-Bar neben dem "Altiport" gesehen; als Snowboarder pfeift er aber offenbar auf die Ski-WM. Und auch nach Brides wird er wohl kaum kommen. Der Bürgermeister hat also zweifellos recht. Brides, das ist wohl das "Le 3 Vallées" des kleinen Mannes; das würde ja zu dieser Zeitung passen. Man arbeite, führte er weiter aus, daran, dass die Therme künftig auch über den Winter im Vollbetrieb arbeite und nicht nur von März bis November. Mit einem Wort: Brides-les-Baines ist nicht trist, sondern prosperiert. Ich versprach, die Informationen weiterzugeben. Auch wenn ich selbst tatsächlich keinen Thermenbesuch schaffe.

Herzlichst, bis demnächst

Michael Schuen