Die Kanadierin Laurence St-Germain hat sich sensationell zur Slalom-Weltmeisterin bei der alpinen Ski-WM gekürt. Die 28-Jährige war zuvor im Weltcup nie besser als auf Rang sechs platziert gewesen. Silber gewann am Samstag in Méribel die Halbzeit-Führende Mikaela Shiffrin, Bronze ging an die Deutsche Lena Dürr. Shiffrin fixierte ihre bereits 14. WM-Medaille und die 17. bei Großereignissen. Wendy Holdener fädelte im Finale ein. Beste Österreicherin war Katharina Huber als 11.
"Es ist verrückt. Ich habe das nicht erwartet. Überwältigend!", sagte St-Germain fast perplex über die Stadion-Lautsprecheranlage. Auf dem dritten Platz nach dem ersten Durchgang gelegen, stach die Franko-Kanadierin mit der sechstbesten Laufzeit die vor ihr postierten Holdener und Shiffrin noch aus. Die US-Amerikanerin ließ im zweiten Lauf vollkommen aus und lag am Ende 0,57 Sek. hinter der neuen Weltmeisterin. Danach sprach sie von Müdigkeit. Holdener fiel mit einer starken Zwischenzeit als virtuell Führende aus.
Nach Gold durch Anne Heggtveit 1960 und Nancy Greene, die 1968 Silber geholt hatte, war es erst die dritte Medaille in einem Frauen-WM-Slalom für Kanada. Für das kanadische Team war es bei den Titelkämpfen die vierte Medaille und die zweite in Gold, nachdem James Crawford im Super-G gewonnen hatte. "Das ist eine Geschichte, die meistens nur bei solchen Großevents passiert", meinte die selbst überglückliche Dürr (+0,69).
Franziska Gritsch kam mit Startnummer eins und der zweitbesten Laufzeit im zweiten Durchgang auf Platz 13 (+1,34), Katharina Truppe landete bei ihrem einzigen WM-Einsatz auf dem 18. Rang (+1,77). Titelverteidigerin Katharina Liensberger fiel in der Entscheidung nach einem schweren Fehler auf den 20. Platz (+1,90) zurück.
"Für Österreich ist es nicht der Anspruch, so ehrlich muss man sein", sagte Huber. "Für mich kann ich sagen, dass auf alle Fälle wieder gutes Skifahren dabei war. Sicher, das unten ins Ziel sollte ich noch ein bisschen üben." Gritsch sprach von einem guten Lauf zum Abschluss der WM. "Unten habe ich schon ziemlich stark gefinisht. Es war auf alle Fälle wieder das, was ich mir wünschen würde. Ein bisschen die Konstanz fehlt noch", erklärte die Tirolerin.
"Es hat nicht sein wollen. Ich habe wirklich im zweiten Durchgang riskiert, habe gewusst es gibt nur eins - und das ist all-in. Das ist mir nicht aufgegangen. Ich denke, es ist jetzt wirklich hart. Es heißt einfach weitermachen, weiterarbeiten, das werde ich tun", wirkte Liensberger im Zielraum niedergeschlagen. Ähnlich äußerte sich auch Truppe: "Es will gerade einfach nicht leicht von der Hand gehen. Es ist ein bisschen zäh, weil man probiert es wirklich. Man klemmt sich hinein, aber es will gerade einfach nicht. Es ist wie ein Brett, das vor mir steht, gegen das ich zehnmal anfahre im Rennen."
Für die Österreicherinnen war es das schlechteste Abschneiden in einem Frauen-Slalom bei der WM seit 2009 in Val d'Isere. Damals war keine einzige ÖSV-Athletin in die Wertung gekommen. Österreich hat damit nur noch eine Chance auf eine Goldmedaille bei den 47. Alpin-Weltmeisterschaften. Am Sonntag (10.00 und 13.30 Uhr/live ORF 1) findet der Slalom der Männer in Courchevel statt, der ÖSV schickt das Quartett Manuel Feller, Marco Schwarz, Fabio Gstrein und Adrian Pertl ins Rennen.