Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Auf einmal klingelte das Zimmer-Telefon – und das ist beinahe ein kleiner Schock, hört es sich doch fast an wie der Feueralarm. Es war aber nur die Rezeptionistin, die die frohe Botschaft verkündete, dass Post eingetroffen und abzuholen sei. Ein Brief? Ein Brief! Die Fantasie raste – eine heimliche Verehrerin? Ein Fan aus Frankreich? Die Lottogesellschaft?
Oder, mutmaßte ich, man wollte mir vonseiten der Organisation einen Heizkostenzuschuss übermitteln, weil das Sitzen im Pressezentrum auf Eis nahezu gegen die Menschenrechtskonvention verstößt und die UNO Abhilfe schaffen will? Oder ist es der Verband der Gastronomie, die uns schon nach zwölf Tagen den Orden im Kampf um den Erhalt lokaler Gaststätten verleihen will?
Der letzte Tipp war zwar auch daneben, aber lokal war die Post tatsächlich. Sie kam von der PR-Beauftragten des Ortes Brides-les-Bains. Man habe, stand darin, meine Geschichte über den Ort gelesen, online allerdings (gut, bis die Zeitung in Papierform hier ankommt, wäre sie ja tatsächlich unaktuell). Und nun wünschten sich der Bürgermeister und der Tourismusdirektor, mich zu treffen. Man wolle mir "einen neuen Punkt für die Sichtweise auf die Stadt" geben – die Ehrenbürgerschaft wird man mir wohl nicht verleihen. Dazu erhielt ich einen Gutschein für einen Eintritt in die lokale Therme – schade, dass sich das nicht ausgehen wird. Denn die hat nur einmal abends geöffnet, aber genau da bin ich beim Bürgermeister ...
Herzlichst, bis demnächst
Michael Schuen