Marco Schwarz hat den Gold-Coup im WM-Riesentorlauf verpasst. Der zur Halbzeit führende Kärntner musste sich im Finale von Courchevel den beiden Schweizern Marco Odermatt und Loic Meillard (+0,32 Sek.) geschlagen geben und holte Bronze (+0,40). "Wenn man in Führung ist, will man es natürlich runterbringen, das ist ganz klar", sagte Schwarz. "Mit Bronze brauche ich mich aber nicht verstecken." Topfavorit Odermatt krönte sich zum Doppelweltmeister.
Stefan Brennsteiner landete auf dem undankbaren vierten Platz (+0,76), Raphael Haaser auf Platz 13. Manuel Feller, der Fünfte nach dem ersten Durchgang, schied im zweiten aus. Für Österreich war es die siebente Medaille bei der noch bis Sonntag laufenden Frankreich-WM. Vor den abschließenden Slaloms wartet die Ski-Nation aber weiter auf das erste Gold. In Führung liegt die Schweiz mit dreimal Gold (7 Medaillen).
Als erst fünfter Skifahrer schaffte Odermatt das Kunststück des Abfahrts- und Riesentorlaufsieges bei einer WM. Das war bisher nur Toni Sailer (1956 und 1958), Zeno Colò (1950), Jean-Claude Killy (1968) und Aksel Lund Svindal (2007) gelungen. "Heute bin ich mit der Favoritenrolle sehr einfach umgegangen. Mit einer Goldenen im Sack geht das viel leichter", sagte Odermatt nach einem weiteren "wunderbaren Tag" für ihn. "Ich war nicht mehr so nervös. Für mich sind es perfekte Weltmeisterschaften."
Odermatt, der Mister Riesentorlauf nach dem Abtritt Marcel Hirschers, war in seinen jüngsten zwölf Rennen immer am Podest gelandet. "Es hat mir getaugt, dass ich im ersten den Odi ein bisschen tratzen konnte. Der ist das Maß aller Dinge seit zwei Jahren, das muss man akzeptieren", sagte Schwarz. Bei der Medaillenfeier in Méribel bekommt Odermatt am Abend die insgesamt 400. Gold-Medaille bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften überreicht.
Auch für Schwarz sind Siegerehrungen ein gewohntes Setting. Einmal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze bei WMs, sowie Olympia-Silber mit der Mannschaft zieren nun die Vita des besten Slalom-Läufers der Saison 2020/21. Das ÖSV-Team hält nun bei sieben Medaillen - dreimal Silber und viermal Bronze. Die Vorgabe von ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober, die sich vier bis sechs Stück gewünscht hatte, ist übertroffen. Im Medaillenspiegel liegt Österreich ohne den Goldwert weiter auf Platz acht.
Schwarz hatte im ersten Lauf mit einer entfesselten Fahrt und der offenbar perfekten Materialabstimmung verzückt. Auf dem von ÖSV-Trainer Martin Kroisleitner gesteckten Kurs passierte dem Kärntner in 1:19,47 Min. kein Wackler - anders als dem erklärten Topfavoriten Odermatt, der in den Schnee griff, und mit Respektabstand (+0,57) dennoch Zweiter war. Denn die extrem vereiste Piste zeitigte ein Rennen der großen Abstände.
Erstmals Halbzeitführender
Schwarz war nur durch den verletzungsbedingten Rückzug von Alta-Badia-Sieger Lucas Braathen in die erste Startgruppe gerutscht. Angesichts der fairen Pistenverhältnisse ist zu vermuten, dass seine Nummer 3 aber nur einen marginalen Vorteil bot. Die Zwischenführung in einem Riesentorlauf war für ihn ein Novum.
Odermatt hatte sich im ersten Lauf mehr Tempo gewünscht. Sein (österreichischer) Trainer Helmuth Krug "revanchierte" sich im Finale mit einem um knapp sechs Sekunden schneller gesetzten Lauf mit mehr Torabstand. Sein Schützling fräste in der Entscheidung die fünftschnellste Fahrt ins Eis von Courchevel. Das reichte, um sich vor dem Schnellsten Meillard zu behaupten. Schwarz kämpfte um das Husarenstück, lag quasi drei Viertel des Rennens in Führung, streute aber in der Steilhang-Ausfahrt den einen Fehler zu viel ein.
Seinen Teamkollegen Brennsteiner verdrängte Schwarz damit aber vom Podest. Der Pinzgauer wollte "Blech" nach einigen Wehwehchen und einer Erkrankung im Vorfeld nicht groß nachtrauern. "Ich bin froh, dass mein Skifahren wieder da ist, natürlich mit einem bitteren Beigeschmack, wenn man knapp am Podium vorbei ist." Der "Blech"-Salat ist mittlerweile üppig: Es war bereits der siebente vierte Platz für den ÖSV bei dieser WM. Brennsteiner erinnerte angesichts von 36 Hundertstel Rückstand auf Schwarz: "So knapp ist es nicht".
Feller ging im Finale volles Risiko, schied wenige Tore vor dem Ziel aus und verlängerte seine bescheidene Großereignis-Bilanz. Bei vier Weltmeisterschaften und zwei Olympia-Teilnahmen hat er es nur einmal - als 15. von Aare 2019 - in die RTL-Wertung geschafft. "Ich habe gewusst, ich muss sehr viel Risiko eingehen, es war vielleicht um das Alzerl zu viel", sagte Feller, der danach "offen und ehrlich" zugab: "Auch wenn ich es durchdrücke, wird es wahrscheinlich ein vierter oder fünfter Platz. Und ich weiß nicht, ob mir der bei der WM lieber als der Ausfall gewesen wäre."