ÖSV-Chefin Roswitha Stadlober steht hinter der Klimaschutz-Initiative von Abfahrer Julian Schütter. "Ich bin froh, dass wir mündige Athletinnen und Athleten haben, die so was auch kundtun. Diese vier Punkte sind ja auch zu unterstützen", erklärte die Verbandspräsidentin am Mittwoch in Méribel zu dem Brief von Schütter an die FIS-Führungsriege. Das Schriftstück bekommt mittlerweile immer mehr Traktion und findet laufend weitere Unterzeichnerinnen aus nahezu allen ÖSV-Sparten.
Unterschrieben haben den Appell, der an FIS-Präsident Johan Eliasch und die Council-Mitglieder gerichtet ist, zuletzt die österreichischen Ski-WM-Starterinnen Mirjam Puchner, Julia Scheib, Katharina Truppe, Stephanie Venier und Katharina Huber, Skispringerin Eva Pinkelnig, der deutsche Abfahrer Thomas Dreßen und zahlreiche andere aus den Sparten Ski alpin, Freestyle und Freeride sowie den nordischen Sportarten. Die Sportler und Sportlerinnen fordern etwa eine Nachhaltigkeitsstrategie der FIS, Klimaneutralität bis 2035, einen Rennkalender mit klimafreundlicheren Reiserouten oder volle Transparenz.
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"Der Terminkalender? No na ned", sagte Stadlober dazu. "Dass wir auch länger ins Frühjahr hineinfahren, dass wir den Schnee nützen und später anfangen vielleicht ... das sind alles Punkte, die ich auch schon gesagt habe." Der Alpine Ski-Weltcup der Männer absolviert in diesem Weltcup-Winter zwei Trips in die USA. Zunächst gab es im Dezember Rennen in Beaver Creek, Anfang März fährt man in Aspen. Die beiden Orte im Bundesstaat Colorado liegen nur knapp 50 Kilometer auseinander. Ende Februar finden zudem Technik-Events in Palisades Tahoe im Norden Kaliforniens statt.
"Ich glaube, dass es nicht Sinn macht, zweimal so nach Amerika zu reisen. Weil dann brauchen wir nicht reden, dann braucht sich auch die FIS nicht hinstellen und sagen, wir tun so viel für den Klimaschutz. Das ist ja kontraproduktiv", stellte Stadlober klar. Die exakten Kosten, die für den ÖSV dadurch anfallen, "kann ich jetzt nicht beziffern, aber das sind natürlich sechsstellige Summen". Der erforderliche Aufwand sei logistisch "ein Wahnsinn, finanziell ein Wahnsinn".
Vorstellbar ist für die Salzburgerin eine Konzentration der Rennen mit weniger Flügen. "Wir wissen, dass in Nordamerika von Oktober bis Dezember einfach gute Bedingungen sind. Es funktioniert, dann machen wir halt drüben den ersten Block zum Beispiel", sagte sie. "Ich kann dem auch etwas abgewinnen, was Peter Schröcksnadel gesagt hat, dass man wie bei anderen Sportarten am Ende der Saison die Weltmeisterschaft macht."
Skisport finde grundsätzlich "in den Alpen" statt. "Es wird immer in einer Gegend sein, wo natürlicher Schnee fällt. Natürlich weiß man nicht, was in 50 Jahren ist. Man kann nicht in die Glaskugel schauen", erzählte Stadlober. "In China, ich war ja auch drüben, waren die Sportstätten natürlich gut. Aber ob da jemals wieder Schnee ist, ist eine andere Frage. Wenn ich künstlichen Schnee erzeugen will, ist es auch die Frage. Wir reden von Nachhaltigkeit, dann muss ich sagen, bleiben wir da in Europa."
Es stehe jedem frei, das von Schütter mit der NGO "Protect Our Winters" aufgesetzte Projekt zu unterstützen. Aufzwingen wolle der ÖSV keinem Athleten, keiner Athletin, wie man sich zu verhalten habe. "Das ist ja gut, dass die jungen Menschen eigenständig denken, die Themen auf den Tisch bringen. Und man muss auch Meinungen zulassen", betonte die ÖSV-Präsidentin. "Wer dann unterschreibt, das obliegt jedem Einzelnen. Es war auch relativ knapp die Zeitspanne. Ich glaube, dass sich viele noch gar nicht damit auseinandergesetzt haben."