Frau Präsidentin, Sie sind seit Dienstag in Méribel – wie gefällt Ihnen, was Sie sehen?
ROSWITHA STADLOBER: Ich bin angetan, die Sportstätten sind hervorragend, das Wetter auch. Wo wir hinschauen, auch für die WM in Saalbach 2025, ist das Thema Mobilität. Wir überlegen, wie das bei uns genau funktionieren wird. Was wir jedenfalls mitnehmen: Eine WM sollte einen Berg und ein Ziel haben, damit gute Stimmung aufkommt. Das ist auch wichtig, damit Stimmung aufkommt.
Die Platzierung im Medaillenspiegel ist ja noch nicht zufriedenstellend, oder?
Es fehlt halt Gold – aber das kann ja noch kommen. Aber wir haben ja einige Medaillen, es ist halt die Zählweise, dass eine Goldene mehr zählt als fünf Medaillen ohne Gold.
Viel wird hier über die Zukunft von Kombination, Teambewerb und Parallel geredet. Was ist nun für 2025 aktuell?
Wir werden ein Programm vorschlagen, aber wir können es ja nicht bestimmen. Wir wollen aber weniger Bewerbe. Was geplant ist, wissen wir aber noch nicht. Es wird immer herumgedoktert, man bleibt nie bei einem Produkt, weil das so gut ist, dass man es weiterfährt. Man muss aber auch auf die Olympischen Spiele schauen, wo es dann Medaillen gibt und sich danach ausrichten. Wünsche und Bedürfnisse gibt es viele, das ist klar. Hier aber ist das Programm zu dicht. In Saalbach hätten wir gerne nur elf Bewerbe statt 13.
Eine Kritik, die aus Österreich kam, ist, dass es kein Österreich-Haus gibt. Warum gibt es das nicht?
Das Österreich-Haus gibt es ja an sich bei Olympischen Spielen. Bei Ski-WMs gab es zuletzt den Tirol Berg, aber Frankreich ist für Tirol nicht der touristisch relevante Markt, dazu kamen die hohen Kosten. Es gab Gespräche, sogar den Gedanken, etwas mit der Schweiz zusammen zu machen, aber das hat sich zerschlagen. Man muss den Output dann auch den Kosten gegenüberstellen. Wir haben den Fokus dann voll auf Saalbach gerichtet.
Und dann kam auch Kritik – die Super-G-Medaillengewinnerin Conny Hütter sagte im TV, man habe den Damen nicht zugehört. Was lernen Sie daraus?
Das man zuhören sollte. Es geht wieder einmal um Kommunikation, auch wenn der Abgang von Christian Mitter eine Welle ausgelöst hat. Aber man muss die Damen mitnehmen. Wir können aber nicht jeden privaten Trainer hereinholen, alle Wünsche berücksichtigen. Wir müssen schauen, wer wo hin passt, wie die Gruppen aufgestellt sind. Aber das müssen wir vorher kundtun und mit den Leaderinnen und Leadern besprechen.
Julian Schütter hat hier einen offenen Brief an die FIS übergeben mit Forderungen zum Klimaschutz. Wie stehen Sie dazu?
Wir machen uns alle Gedanken, die Jungen besonders. Ich bin froh, dass wir mündige Athleten haben, die ihre Meinung kundtun. Die vier Punkte in diesem Brief sind auch zu unterstützen. Und auch wir im ÖSV und ich im Speziellen haben uns das Nachhaltigkeits-Thema auf die Fahnen geheftet. Dahingehend wollen wir uns auch Richtung Saalbach positionieren. Wir machen uns auch Sorgen um den Skisport, wie Julian. Es hat sich gewandelt, junge Menschen bringen Themen auf den Tisch. Und man muss auch Meinungen zulassen.
Kommen wir zum schwelenden Konflikt mit der FIS. Präsident Johan Eliasch erzählt in Interviews, dass er ja nur dafür sorgen will, dass alle mehr verdienen. Warum sträubt sich der ÖSV denn dann gegen seinen Weg?
Das mit dem Verdienen ist so eine Sache. Es gibt ja keine Beweise, dass wir mehr bekommen. Es liegt nichts am Tisch, es gibt kein Konzept. Und wir vertrauen nicht blind.
Wer muss denn da nun das Gespräch suchen? Was muss passieren?
Wir warten auf die Inhalte der Worthülsen und Überschriften des Präsidenten. Wir als ÖSV stehen den Landesverbänden und Vereinen in der Verantwortung. Wir können nicht vertrauen, dass alles so wird, wie er es sagt. Und vieles ist einfach nicht korrekt an seinen Aussagen. Wenn er auf Image-Tour geht, ist das gut und schön, aber die Überschriften gehören dann auch mit Inhalten gefüllt. Auf operativer Ebene gibt es Gespräche, aber die großen, entscheidenden Vereinbarungen, da fehlen Inhalte. Wir können nicht einfach so einer Zentralisierung zustimmen – ohne passende Inhalte. Meiner Meinung nach ist also die FIS am Zug.
Peter Schröcksnadel schlug vor, dass die FIS einfach den derzeitigen Rechtehalter "Infront" kauft. Eine gute Idee?
Vielleicht hat das was, ja. Das Problem ist: Jeder nationale Verband hat Verträge mit unterschiedlicher Laufzeit. Und unsere Wertehaltung ist die, dass wir einhalten, was wir sagen. Wir können ja nicht einfach sagen, dass wir grundlos aussteigen Es ist schon ein Millionengeschäft.
Braucht es einen Mediator?
Wir haben uns immer bemüht, das Gespräch zu suchen. Aber wenn wir immer nur Dinge richtigstellen müssen, wird es schwierig. Natürlich wäre ein Mediator gut. Auf Ebene der Generalsekretäre und auf operativer Ebene gibt es eine Gesprächsbasis. Aber Herr Eliasch wirft dann vieles über Bord und entscheidet selbst – und anders, als man das besprochen hat. Aber ich habe den FIS-Präsidenten gestern begrüßt, er war überrascht, dass ich ihm die Hand gebe, er ist nicht ausgekommen, hat aber keine Miene verzogen. Und natürlich würde ich mit ihm einen Kaffee trinken gehen, aber da muss sein Wille auch da sein. Ein Verband, der wieder die Vereinigung von Verbänden ist, ist eben anders als ein Unternehmen. Da agieren ehrenamtliche Personen – das ist vielleicht anders, als wenn man Milliardär ist.