Im Richtungsstreit um die Zukunft des organisierten Skisports sieht ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober die FIS unter der Führung von Johan Eliasch in der Bringschuld. "Wir warten auf die Inhalte der Worthülsen, die Inhalte der Überschriften", sagte die Salzburgerin bei einem Medientermin am Mittwoch in Méribel. Der größte Zankapfel ist das Thema Zentralvermarktung. Die FIS sei "am Zug, ein Konzept zu liefern", so Stadlober, die den Willen zum Dialog mit Eliasch hervorhob.
Laut FIS-Präsident Eliasch würden durch die zentrale Vermarktung der Weltcup-Medienrechte alle Stakeholder und auch die Sportler und Sportlerinnen mehr Geld lukrieren. Einige Verbände, allen voran Österreich und die Schweiz, zweifeln das an. "Das mit dem mehr Verdienen ist eine Sache, denn es gibt keine Beweise, dass wir mehr kriegen. Es liegt nichts am Tisch, es gibt kein Konzept, wie wir zu diesem Mehr an Geld kommen könnten. Wir können dem nicht blind vertrauen", betonte die frühere Alpin-Rennläuferin und Olympia-Teilnehmerin. Zudem gebe es langfristige Verträge mit Vermarktungspartnern, die man nicht brechen werde.
Fehlende Inhalte in entscheidenden Fragen
"Es ist leider so, dass viele Aussagen nicht korrekt sind. Wenn er jetzt auf Imagetour geht, ist es gut und schön", meinte Stadlober in Richtung von Eliasch und stellt klar: "In großen entscheidenden Vereinbarungen haben wir keine Inhalte. Da können wir nicht sagen, wir stimmen einer Zentralisierung zu. Wir können uns die Vermarktung durchaus vorstellen, aber wir brauchen die Inhalte. Also ist jetzt meiner Meinung nach die FIS am Zug, ein Konzept zu liefern. Und sagt: Nationale Verbände, seid ihr dabei beziehungsweise können wir uns auf was einigen?"
Dass dies vor der Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS passieren werde, hält die 59-Jährige nicht für sehr realistisch. "Ich gehe nicht davon aus. Wenn es so leicht wäre, wie es immer geschildert wird, wäre das Konzept schon da", sagte sie. Hintergrund ist, dass die drei deutschsprachigen Verbände Österreich, Deutschland und Schweiz zusammen mit Kroatien vor den CAS gezogen sind. Sie stellen das Prozedere bei Eliaschs Wiederwahl durch den FIS-Kongress im Mai 2022 in Mailand infrage. Nach einer ersten Anhörung im Dezember liegt noch kein Urteil vor.
Bereitschaft zu Gesprächen ist vorhanden
Von ihrer Seite sei der Wille zum Gespräch mit Eliasch am selben Tisch jedenfalls grundsätzlich vorhanden. "Das ist halt die Situation. Gestern habe ich den Herrn FIS-Präsidenten begrüßt, er hat nicht auskönnen. Er hat mir die Hand gegeben, aber keine Miene verzogen", erzählte Stadlober. Auf APA-Nachfrage, ob sie mit dem Briten auch einen Kaffee trinken gehen würde, meinte sie: "Er will ja nicht."
Der ÖSV habe sich "immer bemüht, dass wir das Gespräch suchen. Aber es ist halt so: Wenn wir immer quasi richtigstellen müssen, wird es irgendwann schwierig." Der Idee, einen Mediator oder eine Mediatorin einzusetzen, wollte sich Stadlober nicht verschließen. "Und den gäbe es ja. Mit den Generalsekretären gibt es ja Gesprächsbasis, es gibt auf operativer Ebene Gesprächsbasis", sagte sie. "Aber es ist halt so, dass der Herr Eliasch auch vieles über Bord wirft und dann selbst Sachen wieder anders entscheidet, was man vielleicht mit diesen besprochen hat. Dann wird es halt schwierig."