Die ganz großen Namen sucht man des Öfteren vergeblich, wenn es bei Weltmeisterschaften um Gold für die Nation geht – im einzigen Bewerb, in dem im alpinen Skisport die beste Mannschaft gesucht wird. Zu gefährlich ist es den besten, dabei zu sein, zu groß die Verletzungsgefahr. Und vor allem auch zu speziell; denn der kurze Parallelkurs lässt oftmals keine Chance, das eigene technische Können auszuspielen. Doch das macht den Reiz des Rennens aus, vermögen es doch oft just die „kleinen Ski-Nationen“ die großen zu ärgern.

Österreich war lange Zeit ganz oben auf der Setzliste, heute steht dort die Schweiz. Und doch ist allen klar: „Als Österreich kannst du an sich nicht viel gewinnen, weil du gewinnen musst: Verlieren wir vor dem Finale, ist es ein Skandal, gewinnen wir Gold, dann war es zu erwarten“, weiß auch Herren-Cheftrainer Marko Pfeifer. Ab 2025 in Saalbach, so hört man immer klarer hinter den Kulissen, wird es den Teamevent in dieser Form auch nicht mehr geben, dann wäre eher eine Art „Team-Kombination“ angedacht, in der die besten jeder Disziplin antreten.

Heute aber geht es noch ums „Parallele“ – glaubt man den teaminternen Qualifikationen, dann sind dort Stefan Brennsteiner und die Steirerin Julia Scheib die österreichischen Zugpferde. „Das letzte Mal habe ich das ernsthaft wohl vor zweieinhalb Jahren in einem Rennen bestritten“, meinte Scheib, die noch im November zweifelte, ob sie die Saison überhaupt in Angriff nehmen kann.

Doch ab dann ging es mit den Schmerzen abwärts und mit den Leistungen bergauf. Und Scheib ist plötzlich nicht nur das erste Mal bei einer WM, sondern startet nun gleich in drei Disziplinen. „Ich versuche, das alles zu genießen“, sagt die Weststeirerin, „aber es fühlt sich im Moment noch gleich an wie ein Weltcuprennen.“ Derzeit tastet sich die 24-Jährige Schritt für Schritt heran. „Ich habe ein paar Fahrten gebraucht, bin dann aber schnell hineingekommen“, sagt sie – nun schmerzfrei: „Da bin ich megahappy, weil so kann ich Ski fahren und auch angreifen.“ Und Scheib ist eine von jenen, die groß träumen, mehr wollen. „Man hat in den letzten Rennen auch gesehen, dass noch viel Luft nach oben ist. Daran arbeite ich, Training für Training, Rennen für Rennen.“ Der Traum? „Bei der WM? Die Medaillen sind das Ziel, das ist ganz klar, auch wenn ich da richtig gut Skifahren muss. Die Weltbesten sind gut und konstant, da muss man zwei grandiose Fahrten treffen.“ Und abseits der WM? „Da würde ich schon gern die Kugel im Riesentorlauf wieder nach Österreich holen. Ich weiß, dass ich das draufhabe. Aber da gehört mehr dazu.“ Was Scheib noch will: „Ich kann auch im Super-G schnell sein – mit einer normalen Vorbereitung.“