"Ich kann mich nur an die Aprés-Ski-Bar da oben erinnern", sagte Cornelia Hütter acht Jahre, nachdem sie das bisher einzige Mal in Méribel zu Gast war. Und tatsächlich: Ist man in Méribel zu Gast, ist es fast "Pflicht", einen Abstecher ins "Folie Douce" zu machen. Nicht einfach nur eine Bar, sondern in der Zwischenzeit eine echte Kette. Acht Restaurants und Bars findet man in der Zwischenzeit in Frankreich, die älteste in Val d’Isère. Umschreiben müsste man das Konzept so: Traditionelles, französisches Cabaret untertags mit Frühstück, gepflegtem Essen und perfekter Aussicht. Ab Nachmittag wird die riesige Terrasse dann aber zur Partyzone – und wie.
Nicht wie Après Ski bei uns, sondern eher wie ein "Clubbing" läuft die Szenerie hier ab – und in Nobelskiorten wie Méribel darf ein bisschen Dekadenz nicht fehlen. Das "gemeine Volk" shaked – nach absolvierter Gesichts- und Taschenkontrolle durch den massiven Türsteher am Eingang – im Zentrum, trinkt Bier aus Plastikbechern in Massen und lässt sich von den Vortänzerinnen und Vortänzern mitreißen. Die Preise? Weniger geschmalzen als man meinen möchte, ab 7 Euro für ein Bier und 9 Euro für ein Glas Wein ist man dabei. Gesungen wird zur Klubmusik natürlich live, die Beats geben den Takt vor.
Champagner ist Pflicht
Umrahmt ist die Terrasse von den VIP-Tischen, leicht erhöht zur großen Tanzfläche und den Bars. Um sich hier einen solchen Tisch zu reservieren, muss man aber zumindest eine Flasche Champagner konsumieren – allerdings in der Sechs-Liter-Variante zum Okkasionspreis von 1900 Euro. Übrigens: Die Preisliste für Champagner ist nahezu nach oben offen: Die teuerste Flasche laut Karte ist ein Roederer Cristall und für schlappe 16.000 Euro zu haben ...
Wer hier ein VIP ist, hat seinen eigenen Kellner, der stets darauf achtet, dass die Gläser nicht zu lange leer sind. Wer gut und teuer bestellt, der wird sozusagen vor allen geadelt: Denn die großen Champagnerflaschen werden von der DJ-Plattform mittels kleiner, künstlicher Gondel in den VIP-Bereich zugestellt – und dort stilgerecht über die Schulter eingeschenkt.
Bis 17 Uhr schaukelt sich hier die Stimmung nach oben, wechseln einander die Tänzer ab und trampeln sogar im Ritterkostüm mit Schwertern und Äxten auf den Bars. Mitunter werden auch kleinere Champagnerflaschen von den Kellnern geöffnet und über die Tanzwütigen verspritzt. Wer besonders mutig ist, dem wird aus großer Höhe direkt in den Mund gegossen ...
Der Spuk ist schnell vorüber
Zeigt die Uhr allerdings 17 Uhr, ist der Spuk schnell vorüber, die "Securité" räumt die Terrasse, vor dem Lokal warten "Pistenengel", die manchen, die vielleicht zu viel getrunken haben, behilflich sind, die Ski bzw. den Weg ins Tal zu finden. Und doch: Am Freitag musste man auf dem Weg hinunter warten – der Hubschrauber landete, um einen Verletzten abzutransportieren.
Den Feiernden aber ist das egal, sie sind am nächsten Tag wieder da und lassen sich anstecken. Das Konzept des "Folie Douce" – am besten übersetzt mit "sanftem Wahnsinn" – zieht.
740 Angestellte servieren 6000 Menüs pro Tag, 10.400 Burger werden täglich in den acht Destinationen mit 27 Restaurants serviert. Und: Weil am Vormittag spektakuläres Theater zu sehen ist, ist das "Folie Douce" nicht nur Ziel für Partywütige, sondern auch für Familien, die ein spektakuläres Frühstück genießen wollen. Und wohl auch Ausdruck dessen, wohin sich der Skisport auch hierzulande entwickelt: Zur Unterhaltung für die wirklich gut Betuchten, die das auch zeigen wollen. Spaß, so ehrlich muss man sein, macht es aber allemal; wenn man es sich leisten kann.