Es hätte bisher die WM von Marco Schwarz sein können. In der Kombination vergab er Gold wenige Tore vor dem Ziel, holte aber immerhin Silber. Im Super-G verhinderte er drei Tore vor dem Ziel akrobatisch einen Sturz – und ging leer aus. Und bei seinem Debüt in der Abfahrt gab es nur Blech statt Bronze. Und so steht der Kärntner bisher statt bei einer Goldenen und drei Medaillen "nur" bei einmal Silber.
Diesmal schmerzte der Blick auf die Anzeigetafel sichtlich. Ganze vier Hundertstelsekunden hatten Marco Schwarz auf den Kanadier Cameron Alexander gefehlt - und damit auf eine sensationelle Bronzemedaille. "Bei jeder anderen Abfahrt nehme ich das von Herzen gerne. Aber heute ist es schon extrem bitter", meinte er seufzend und bemüht, das Erreichte richtig einzuordnen. "Mir ist bewusst, dass es erst meine zweite Abfahrt auf Weltklasse-Niveau war. Von dem her habe ich noch nicht so viele Erfahrungswerte, aber bei Weltmeisterschaften Vierter zu werden, das ist trotzdem immer zach."
Schwarz hatte "einen guten Plan"
Zumal Schwarz wusste, dass mehr drin gewesen wäre nach der sensationellen Trainingsbestzeit am Tag zuvor – vielleicht nicht der Sieg, Odermatt war unantastbar, aber Bronze jedenfalls. "Deshalb überwiegt im Moment der Ärger. Ich habe gewusst, dass ich vorne mitfahren kann. Und auch, wenn die anderen höher einzustufen sind, wusste ich, dass ich um die Medaille mitfahren kann – aber es ist sich halt nicht ausgegangen." Dabei habe der Plan gepasst, sich die Fahrt gut angefühlt. "Nur bei den Sprüngen hat es mich gestreckt, allein da würde ich die vier Hundertstelsekunden schon finden." Da zeige sich, dass die Erfahrung noch fehle, die Coolness, diese Elemente auch im Rennstress gut zu nehmen. Dabei war der 27-Jährige, wie immer, kaum nervös. "Ein bisschen mehr als normal hat es vielleicht gekribbelt. Aber ich hatte einen guten Plan, habe mir, wie immer, am Start auch ganz wenig andere Fahrer angesehen", erklärte er und zog ein zufriedenes, aber zwiespältiges Fazit: "Der Speed in den schnellen Bewerben passt, auch wenn ich zumindest eine Medaille vergeigt habe." Jetzt heißt es: Zwei Tage gut erholen, ehe die Konzentration den technischen Bewerben gilt. Auch wenn die Abfahrt nun weit öfter nicht nur im Hinterkopf sitzen wird: "Klar will ich das forcieren. Aber ich will auch bei den technischen Disziplinen bleiben."
Schwarz war aber als Vierter besser als alle "echten" Speedfahrer, auch zum Ärger von Cheftrainer Marko Pfeifer: "Leider haben wir nicht auf den Schnee gebracht, was möglich gewesen wäre", meinte er. "Wie schon im Super-G gab es zu viele individuelle Fehler – Bronze wäre für alle drin gewesen. Das schmerzt für die gesamte Speedmannschaft, nachdem wir so oft bei Großereignissen Medaillen eingefahren haben. Wir haben uns mehr erhofft nach den zwei Medaillen im ersten Bewerb, da war ein richtiger Flow drin."
Damit brachte er es auf den Punkt. "Die Ersten waren außer Reichweite, aber der dritte Platz wäre drin gewesen. Aber dafür musst du fehlerfrei bleiben. Ich habe einmal verschnitten, einmal hat es mich fast aufgehaut, das darf nicht passieren. Es war nicht gut genug. Ich habe versucht, anzugreifen, es wollte nicht gehen", meinte Vincent Kriechmayr. Ähnlich war es bei Daniel Hemetsberger: "Ich habe angegriffen, das Gefühl war viel besser als im Training. Aber ich habe im untersten Teil mehr als vier Zehntel verloren; ziehe ich die ab, habe ich Bronze." Otmar Striedinger war gut auf Kurs, ehe er kurz vor dem Ziel einen Schlag erwischte – "und dann ist er gelegen, der Oti. Das willst du nicht bei einer WM, zwei Tore vor dem Ziel stürzen." Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Odermatt an diesem Tag "perfekt" war, Schwarz mehr Abfahrt fahren sollte – und Österreich ohne Speed-Medaille bei dieser WM blieb.