Die Ski-WM in Courchevel und Méribel hat sich ein großes Ziel auf die Fahnen geheftet, wie jede Großveranstaltung, die etwas auf sich hält: Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit. Ersteres wird dadurch erreicht, dass es praktisch keinen individuellen Verkehr gibt; praktischerweise lässt sich das durch das Nichtvorhandensein von Parkplätzen gut steuern. Und sonst? Nicht umsonst trägt hier vieles den Beinamen "Olympia" - 1992 waren beide Orte Teil der Olympischen Spiele von Albertville. Das ist praktisch, weil etwa das Presszentrum in Courchevel direkt neben dem Ziel (das Gebäude neben den einstigen Olympia-Schanzen) ist. Dort, wo Ernst Vettori zu Gold sprang und Martin Höllwarth gleich drei Silberne eroberte.

Auch in Méribel gibt es ein "Olympia-Relikt": die Eishalle. Und ja, richtig geraten: Hier ist das Pressezentrum, direkt neben der Ausstiegsstelle der sechs Kilometer langen "L'Olymp"-Gondelbahn, die uns jeden zweiten Tag (also dann, wenn die Damen im Einsatz sind) rund 25 Minuten nach oben bringt. Logistisch also sozusagen perfekte Nachnutzung. Aber kein Vorteil ohne Nachteil: Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich auf der Eisfläche. Also nicht direkt, ein schwarzer Plastikboden trennt mich vom Kunsteis. Das wiederum isoliert nicht besonders gut. Und wer es noch nicht ausprobiert hat, wie es sich anfühlt, stundenlang auf Eis zu sitzen, dem sei gesagt: Kalt fühlt es sich an, Tendenz immer kälter werdend. 

Nun hat man bei den Organisatoren offenbar festgestellt, dass es doch Gründe haben mag, warum manche Medienschaffende (insbesondere die Damen der Schöpfung) den ganzen Tag drinnen mit dicksten Winterjacken sitzen und mitunter nach draußen rasen, wo herrliches Wetter herrscht und die Sonne für Erwärmung sorgt. Heute hat man zumindest reagiert und Heizstrahler aufgestellt, die man normalerweise bei Neubauten benützt. Blöderweise strahlen die in die falsche Richtung. Für meine Kollegen hab ich zumindest einen gewendet, um unentdeckt zu bleiben, musste ich allerdings robben. Seither ist mir nicht nur mehr an den Füßen kalt.

Einen allerdings verzückt und erwärmt die Tatsache, dass wir hier auf "olympischem Eis" sitzen: Kollege S. aus S., sie kennen ihn sicher noch, ist ja so etwas wie ein "Hockey-Aficionado". Und weil er nicht jünger wird, erzählt er mir jedes Mal, wenn ihn der erste Schüttelfrost ob der Kälte erfasst, mit Glanz in den Augen, dass in dieser Halle Dan Ratushny gespielt hat. Ein Kanadier, der später als Trainer "sein" Salzburg zu zwei Meistertiteln geführt. Wenn er besonders gut gelaunt ist (meist erst im Laufe des Tages), erwähnt er auch noch, dass damals Helmut de Raaf im Tor der Deutschen stand. Und der leitet mittlerweile die Eishockey-Akademie in Liefering. Der Gedanke an deren historische Taten scheint ihn besser zu wärmen als ein Glühwein (den es hier sowieso nicht gibt). Leider ist auch die Kaffeemaschine dauerhaft kaputt, daher gibt es hier nur kaltes Wasser aus dem Karton. Aber das ist eine andere Geschichte.