Österreichs Slalomteam hat im letzten Rennen vor der WM ein Debakel erlitten. Bei nur drei ÖSV-Läufern in der Wertung kam Fabio Gstrein am Samstag im Slalom von Chamonix auf Platz 13, Manuel Feller wurde 14. Den Sieg holte sich der Schweizer Ramon Zenhäusern vor dem Griechen AJ Ginnis (+1,02 Sek.), der damit Skigeschichte schrieb. Dritter wurde der Schweizer Daniel Yule (+1,06). Der zur Halbzeit führende Franzose Clement Noel schied im zweiten Durchgang aus.
Für Zenhäusern war es der sechste Weltcupsieg, der erste seit mehr als zwei Jahren. "Ich hatte eine lange Durststrecke, ich genieße jetzt den Moment. Die Weltmeisterschaften kommen dann später", sagte der 30-Jährige. Die Geschichte des Rennens schrieb aber Ginnis, der sich im zweiten Durchgang um 21 Plätze verbesserte. Das Skifahren lernte der 28-Jährige in Griechenland von seinem Vater, der eine Skischule leitete. Als Zwölfjähriger übersiedelte Ginnis nach Kaprun, später in die USA. "Unglaublich, ein Traum", meinte er nach dem ersten Weltcup-Podest für sein Geburtsland. Zuvor war er dreimal in die Top 30 gekommen.
Auch Gstrein und Feller machten im zweiten Durchgang große Sprünge, verbesserten sich jeweils um 14 Ränge. Feller riskierte in dem von ÖSV-Techniktrainer Martin Kroisleitner gefinkelt und mit mehr Richtungswechseln gesteckten Kurs voll, baute aber zu viele Fehler ein. "Der zweite Lauf war okay, aber vor dem Ziel habe ich einen gravierenden Fehler gemacht. Das Rennen verloren habe ich im ersten, wo ich nicht ins fahren gekommen bin."
Es sei schade, dass es für die ganze Mannschaft so schlecht ausschaue. "Wie wir im ersten Durchgang mannschaftlich aufgetreten sind, ist schon eher eine Blamage. Ich habe schon befürchtet, dass alle geschlossen heimfahren", meinte der Tiroler. Für Rennsportleiter Marko Pfeifer war es überraschend, dass alle "im ersten Durchgang konstant langsam" waren. "Vielleicht wollten sie ein bissl zu viel mit der Brechstange und nochmals vor der WM ein richtig gutes Ergebnis machen. Die anderen, die um die Tickets gefahren sind, haben ein bissl zu viel verwaltet."
Fabio Gstrein: "Das zipft uns alle Vollgas an"
Gstrein meinte, dass man die schlechten Sachen nun in Chamonix lassen und die guten mitnehmen müsse. "Das war nicht so prickelnd, was wir da heute aufgeführt haben. Das zipft uns alle Vollgas an." Adrian Pertl kam auf Platz 21. "Wenn ich attackiere, mache ich immer Fehler. Der Trainer hat einen schwierigen Lauf gesetzt, man sieht bei AJ, wenn man einen Traumlauf erwischt, dann kann es weit nach vorne gehen. Das war sicher der Plan dahinter, wir haben es einfach nicht umgesetzt", sagte der Kärntner. Aller Voraussicht nach wird er mit Feller, Marco Schwarz und Gstrein aber das WM-Quartett bilden.
Denn Johannes Strolz, der es als 28. auch noch in den zweiten Durchgang geschafft hatte, fädelte ein. Es war sein sechster Ausfall in diesem Winter. Und Michael Matt (40.) nützte die letzte Chance, es doch noch in das WM-Aufgebot zu schaffen, nicht. "Ich habe die Schwebephase zwischen den Toren nicht zusammengebracht. Es nützt nichts", sagte der Tiroler.
Bitter endete der Arbeitstag für den zuletzt kranken Schwarz. "Das war leider wieder nichts, ich habe keinen richtigen Grip zusammengekriegt. Geplant war, dass ich jetzt Super-G trainieren gehe. Vielleicht wäre Slalomfahren gescheiter", sagte der Kärntner, der als 37. das Finale verpasst hatte.
Marco Schwarz: "Das ist eine Unserie"
Nach konstant guten Leistungen läuft es seit Kitzbühel im Torlauf nicht richtig: Auf dem Ganslern vergriff sich Schwarz im Material und qualifizierte sich nicht für den zweiten Durchgang, in Schladming wurde er nach Fehlern nur 25. "Das ist eine Unserie, es wird Zeit, dass ich das ins Positive ummünze und bei der Weltmeisterschaft gescheit attackiere."
Im ersten Durchgang fuhr Noel mit Startnummer drei eine Haarnadel-Passage anders als fast alle seine Konkurrenten, das brachte nachweislich eine halbe Sekunde. Fast niemand der folgenden Top-Läufer nahm diese direktere Linie, so auch nicht die Österreicher. Freilich aber der US-Amerikaner Jett Seymour, dessen Trainer gesteckt hatte. Er kam mit Nummer 59 auf Platz elf, präsentierte sich auch im Finale stark und machte als Siebenter erstmals Weltcuppunkte.
Nicht am Start waren der Norweger Lucas Braathen nach einer Blinddarmoperation sowie der Franzose Alexis Pinturault, der sich voll auf die WM-Kombination am Dienstag vorbereitet. Henrik Kristoffersen, Vierter nach dem ersten Durchgang, schied im Finallauf mit Einfädler aus. Im Slalom-Weltcup führt zwei Rennen vor Schluss Braathen (430) vor Yule (394), Kristoffersen (389), Zenhäusern (327) und Feller (309).