Ihre Beziehung, die sie vor knapp zwei Jahren publik gemacht haben, wollen Mikaela Shiffrin und Aleksander Aamodt Kilde mit Stil und Demut leben. Bei der Ski-WM (6. bis 19. Februar) in Frankreich möchten sich die beiden erstmals gleichzeitig in Bestform präsentieren. Vor einem Jahr ging das bei den Olympischen Spielen in China unter Corona-Bedingungen gehörig schief.
Aus ihrer Liebe haben sie nicht lange ein Geheimnis gemacht. Sie lassen die Öffentlichkeit an ihrem Glück teilhaben, über die sozialen Medien gewähren sie auch Einblicke in ihr privates Leben. "Wir haben nichts zu verbergen. Es ist uns wichtig, dass uns die Leute nicht nur als Skifahrer kennen. Wir wollen auch die andere Seite zeigen. Die Leute sollen wissen, dass wir normale Menschen sind", sagte Kilde, der auf Fragen zu seiner Lebensgefährtin stets bereitwillig Auskunft gibt.
"Wir wollen ehrlich sein und uns auch ein wenig selber schützen. Gerüchte vermeiden zum Beispiel", meinte Shiffrin. Normalität und Wohlwollen im Privaten, Erfolg im Berufsleben - der Norweger und die Amerikanerin sind die perfekten Botschafter für den Skirennsport. Vielleicht sogar zu perfekt würde so mancher Marketing- und PR-Guru wohl meinen. Das heißt, das Potenzial für bahnbrechende Schlagzeilen abseits des Sportlichen kann man als überschaubar bezeichnen.
Ein erstes Mal hatten sie sich vor acht Jahren in Chile getroffen. Im Anden-Staat haben sie sich Seite an Seite mit ihren Teams auch auf diese Saison vorbereitet, dabei einen Tag gemeinsam Riesentorlauf trainiert. Shiffrin soll in einzelnen Läufen schneller gewesen sein als Kilde, was die beiden aber sofort herunterspielten. Konkurrenz gebe es zwischen ihnen nicht. "Das wäre nicht gut für unsere Beziehung", sagte Kilde. "Er hat gute Tipps für mich, und ich für ihn", betonte Shiffrin.
Geholfen hat Kilde seiner Herzdame auch in der dunkelsten Phase ihres Lebens, in der Zeit nach dem Tod ihres Vaters Jeff im Jahr 2020. Damals waren die zwei noch kein Paar. "Ich stellte alles infrage und sah nur das Schlimmste. Alles fühlte sich dunkel an. Auch dank der Hilfe von Aleks fand ich die Leidenschaft fürs Skifahren und die Lebensfreude wieder", sagte Shiffrin. Die Gespräche mit ihm wirkten für sie wie ein Ventil. "Er gab mir die Hoffnung zurück."
Groß sind die Hoffnungen auch mit Blick auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften in Courchevel und Méribel. Das private Glück soll Kilde und Shiffrin auch beim Saisonhöhepunkt beflügeln, auf dass die Erfolgsserien im Weltcup ihre Fortsetzung finden. Er hat in diesem Winter fünf Abfahrten und zwei Super-G gewonnen, sie je fünf Slaloms und Riesenslaloms und einen Super-G. Die Ansprüche sind entsprechend hoch und damit auch die Fallhöhe.
Wie unsanft man von einer negativen Dynamik erfasst werden kann, bekam Shiffrin im Februar vor einem Jahr zu spüren. Bei den Olympischen Spielen in Peking ging die heute 27-Jährige trotz Starts in sechs Disziplinen leer aus, während Kilde Silber in der Kombination und Bronze im Super-G holte. Nun will sie Wiedergutmachung für die Fehlgriffe in China. Sechsmal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze hat sie bei Weltmeisterschaften schon gewonnen - elf Medaillen insgesamt.
In Kildes Karrierebilanz dagegen fehlen die WM-Medaillen noch. Geschuldet ist das wohl auch dem Umstand, dass der Norweger die Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Cortina d'Ampezzo wegen eines Kreuzbandrisses verpasst hat. Als beste WM-Ergebnisse müssen vierte Plätze im Super-G und in der Kombination herhalten, errungen vor sechs Jahren in St. Moritz. Damals war Kilde aber noch nicht der Kilde von heute. Er stand noch im Schatten seiner Landsleute Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud, hatte im Weltcup erst zweimal gewonnen.
Und Shiffrin? Die holte im Engadin ihren dritten von vier aufeinanderfolgenden Titeln im Slalom, dazu Silber im Riesentorlauf. Ob Kilde schon damals das sportliche Tun der Amerikanerin mit besonderem Interesse verfolgt hat? Der 30-Jährige hat es bisher nicht verraten. Vermutlich würde er aber auch auf diese Fragen die Antwort nicht verwehren.