Gewinnt die US-Ski-Heldin in Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) am Samstag (9.30/12.30 Uhr) beziehungsweise Sonntag (9.15/12.15/live auf ORF 1) beide Slaloms, wäre die schwedische Legende Ingemar Stenmark mit ihren 86 Weltcuperfolgen eingeholt. Obendrein könnte sich Shiffrin vorzeitig und damit noch vor der alpinen Ski-WM schon die kleine Kristallkugel sichern.
Für Shiffrins siebente Slalom-Kugel ist vorerst aber noch Schützenhilfe vonnöten. Ihre schärfsten Konkurrentinnen Wendy Holdener und Petra Vlhova liegen vier Slaloms vor der Endabrechnung 135 bzw. 145 Punkten zurück. Die bisher letzte Ausgabe des Rennens in Tschechien gewann Shiffrin 2019 – vor Holdener und Vlhova.
Katharina Truppe war damals Vierte – eine Platzierung, deren Wiederholung angesichts der jüngsten Leistungen einer Sensation gleichen würde. Die Kärntnerin, die durch ihren dritten Rang von Killington die einzige ÖSV-Podestfahrerin dieser Saison und Beste der Slalom-Wertung ist (10.), hatte wie Katharina Liensberger noch die Tiefschläge der Kronplatz-Riesentorläufe abzuschütteln.
Nach drei Jahren Pause kehrt der Frauen-Weltcup ins Riesengebirge an der tschechisch-polnischen Grenze zurück. Die Spindlermühle-Rekordsiegerin heißt aktuell (noch) Marlies Raich, die zwei der bisher vier Slaloms im Jahr 2008 und 2011 gewann.
Einen Tag vor dem Slalom, am 12. März 2011, bestritt Shiffrin ihren ersten Weltcupbewerb der Karriere. "Ich kam als dieses wirklich ehrgeizige, nervige, kleine Streber-Mädchen nach Spindleruv und dachte: Hey, ich werde hier meinen ersten Riesentorlauf, mein erstes Weltcuprennen gewinnen – genau das werde ich machen", erinnerte sich Shiffrin am Mittwoch bei einem virtuellen Medientermin. Die damals 15-Jährige verpasste als 43. den zweiten Durchgang, dasselbe passierte am Tag danach. "Was habe mich mir nur dabei gedacht?", fragte sich Shiffrin fast zwölf Jahre später. "Dass ich dieses Rennen gewinne würde, willst du mich auf den Arm nehmen?"
Shiffrin verließ Spindlermühle damals um eine wertvolle Erfahrung reicher. "Das ist vielleicht die erste Lektion, die ich gelernt habe: Wir reden nicht darüber, was hätte passieren können, sondern darüber, was tatsächlich passiert ist", erklärte die 27-Jährige. "Eine Zeit lang dachte ich: Ich hätte dies und das geschafft, wenn ich diesen Fehler nicht gemacht hätte. Aber das habe ich nicht. Nach dieser Regel habe ich den Rest meiner Karriere gelebt: Egal, was hätte passieren können, ich konzentriere mich auf das, was passiert ist. Und lerne daraus, um zu sehen, was ich in Zukunft verbessern kann."