Ist der Riesentorlauf in Schladming wirklich gekommen, um zu bleiben? Zum ersten Mal wurde am Tag nach dem legendären Nachtslalom auch ein Riesentorlauf unter Flutlicht ausgetragen. Die Ennstaler sind kurzfristig für Garmisch eingesprungen. Die Frage nach der Premiere: Hat die Doppelveranstaltung zur "Primetime" in Schladming wirklich Zukunft?
Generell, sagt OK-Chef Hansjörg Stocker, wäre es nicht undenkbar, doch hängt diese Entscheidung vor allem von einem Faktor ab: der Verfügbarkeit von freiwilligen Helfern. "Wir werden einen runden Tisch abhalten und schauen, ob wir die Mitarbeiter für einen zweiten Tag motivieren können. Es ist schön, wenn eine Gruppe von Personen zusammensitzt und sagt: 'Super, wir machen das', aber auf die Pistenarbeiter vergessen wird. Die ehrenamtlichen Helfer kann man auch nicht überfahren." Sie sind das höchste Gut und ohne Freiwillige wäre ein Rennen schlichtweg unmöglich. "Grundsätzlich ist jeder stolz, hier dabei zu sein, aber man darf niemanden überfordern. Die Leute nehmen sich jetzt schon mehrere Tage Urlaub, um dabei sein zu können." Rund 70 bis 100 ehrenamtliche Helfer sind etwa als Rutscher auf der Piste im Einsatz – und das nicht nur an den Renntagen selbst. "Was mache ich, wenn sie ein zweites Rennen nicht wollen? Alleine rutschen?"
"Braucht eine gute Premiere"
Der Weg in den Rennkalender der FIS hängt aber freilich nicht nur von den Mitarbeitern des WSV Schladming ab und wäre ein vielschichtiger Prozess, erklärt ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. "Es braucht eine gute Premiere, ein Commitment des Landes Steiermark und des WSV Schladming mit allen Stakeholdern in der Region (Einsatzkräfte, Tourismus, etc. etc.) und die Zustimmung des steirischen Landesverbandes als Mitglied im ÖSV. Danach würden wir den Wunsch schriftlich an die FIS kommunizieren und dann hoffen, dass wir bereits im Weltcupkalender 23/24, der noch nicht fixiert ist, Einzug halten können."
Was FIS-Präsident Johan Eliasch bezüglich der Terminplanung vorhat, steht allerdings in den Sternen. "Die Frage ist, ob es eine Aufstockung wäre oder eine seit Längerem notwendige Adaption gewisser Kalenderteile." In jüngsten Gesprächen wurde dem ÖSV von mehreren internationalen Fernsehstationen Interesse an Änderungen des Programms vor allem zu Beginn des Jahres bekundet. Vorausgesetzt, es herrsche Planungssicherheit und eine "gewisse Sendestrecke, dass die Sender ihre Programme auch anpassen", sagt Scherer. Was damit gemeint ist: Die Nachtrennen am Dienstag und Mittwoch zu fixen Beginnzeiten dürfen kein Einzelfall bleiben. Der Jänner ist der bedeutendste Monat für den alpinen Skisport, auch, weil die Champions League noch Winterpause macht.
Was man bei dem Wunsch nach einem zweiten Rennen in Schladming nicht außer Acht lassen sollte: Der "Mythos" des Nachtslaloms darf durch die Duplizierung nicht gefährdet werden. Scherer: "Es wäre ein mögliches Szenario, in Schladming und Flachau zwei Rennen zu machen. Dann hätte man aus österreichischer Sicht einen guten Beitrag geleistet. Vielleicht gelingt es, auch im benachbarten Ausland Veranstalter zu motivieren." Ziele: Die junge Zielgruppe besser zu erreichen, den Sport in der Wahrnehmung nach vorne bringen und die Infrastruktur in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht nachhaltiger nutzen.
Die Reaktion der Fahrer ist wichtig
Der Erfolg des Riesentorlaufs hängt für den ÖSV primär von der Reaktion der Fahrer ab. Auch, weil die Belastung im Jänner enorm ist, erklärt Scherer: "Wir sind für den Sport da und sind zufrieden, wenn die Athleten sagen, dass es ihnen getaugt hat, dass der Hang selektiv war, das Licht gut und die Belastung trotz des intensiven Kitzbühel-Wochenendes nicht zu hoch war. Und wenn es den Zusehern auch noch gefällt, wäre das sehr schön."