Zahlen, Technik, Persönlichkeit oder Mentalität - egal wie, Mikaela Shiffrin beeindruckt seit ihrem ersten Weltcup-Rennen im März 2011 nicht nur die alpine Ski-Welt. Mit ihrem Sieg im Riesentorlauf am Kronplatz machte sich die US-Amerikanerin zur alleinigen Rekordhalterin, überholte ihre Landsfrau Lindsey Vonn und hält nun bei 83. Weltcupsiegen. Dass es dabei nicht bleiben wird, weiß die nunmehr Zweitplatzierte in der ewigen Bestenliste ganz genau, wie diese jüngst in einem ORF-Interview erklärte: "100 Siege sind für sie nicht unmöglich, wenn sie gesund bleibt. Diese Erfolge einzufahren, ist nicht einfach. Sie lässt es nur einfach ausschauen", adelte Vonn ihre frühere Teamkollegin.
Und ebenso "einfach" schien die Fahrt zum Sieg im ersten Kronplatz-Riesentorlauf zu sein. Nach Halbzeitführung ließ sie sich von einer wahren Traumfahrt von Lara Gut-Behrami nicht beirren und raste in gewohnter Shiffrin-Manier vor der Schweizerin und Federica Brignone auf Platz drei zum Sieg. "Ich habe es genossen", erklärte sie im Ziel und gestand sich dabei auch eine kleine Schwäche ein. Auch nach knapp zwölf Jahren im Weltcup steht sie im Finale ungern als Letzte im Starthaus. "Ich hasse es, zu warten. Als es dann aber Zeit war, wurde alles leise und ich habe so viel gepusht, wie nur irgendwie ging." Und genau darin liegt eine große Stärke der 27-Jährigen. Egal was ihre Konkurrentinnen auch vorlegen, in dieser Saison kann Shiffrin nach Belieben noch einen draufsetzen. "Man wird es zwar nie gewohnt, als Letzte oben zu stehen und in den letzten Jahren habe ich es oft im zweiten Durchgang verloren. Jetzt habe ich den mentalen Fokus aber wieder gefunden, um im zweiten Lauf schnell zu sein."
Doch nicht nur ihre mentale Stärke sorgt Saison um Saison für Staunen im Skizirkus. Shiffrin gilt als eine der härtesten Arbeiterinnen im Weltcup, egal ob Technik oder Material, sie ist sich nie zu schade für die Suche nach den entscheidenden Hundertstelsekunden. Gepaart mit ihrem Ausnahmetalent ist das die wohl gefährlichste Mischung der alpinen Ski-Geschichte - was auch Shiffrins Zahlen beweisen. Abgesehen von sechs Weltmeistertiteln, vier großen und acht kleinen Kristallkugeln sowie zweifachem Olympiagold offenbart vor allem eine Statistik ihre Dominanz. In nun 238 Weltcup-Starts fuhr sie zu 83 Siegen und 131 Podiumsplatzierungen, was umgerechnet bedeutet: Shiffrin gewann jedes dritte Rennen, in dem sie am Start war und fuhr in mehr als der Hälfte aller Starts auf das Podest.
Zahlen, von denen die ÖSV-Läuferinnen derzeit nur träumen können. Seit März 2016 - damals gewann Eva-Maria Brem in Jasna - warten Österreichs Frauen auf einen Weltcup-Sieg im Riesentorlauf und "Bitte warten" dürfte weiterhin das Motto bleiben. Katharina Truppe und Katharina Liensberger zählten zu den großen Verliererinnen des Tages und schafften es nicht einmal in Durchgang zwei. Dafür gab es vor allem von den jungen Technik-Assen ein Lebenszeichen. Nach Kranjska Gora war die steirische Langzeitverletzte Julia Scheib mit ihrem besten Weltcup-Ergebnis als Zwölfte erneut beste Österreicherin. "Es war wichtig, dass ich das Ergebnis von Kranjska Gora bestätigen konnte. Mit dem zweiten Lauf war ich aber nicht zufrieden, das Ergebnis ist okay, ich möchte aber auf alle Fälle mehr!" Mit Elisabeth Kappaurer (15.) und Elisa Mörzinger (19.) zeigten zwei weitere rot-weiß-rote Athletinnen auf, die in der Startliste weiter hinten zu finden sind.