Es war ihr Traum – Lindsey Vonn wollte so gerne die Streif bezwingen –, nun wurde ihr dieser Traum während ihrer aktiven Karriere nie erfüllt. Die US-Amerikanerin, die mit 82 Weltcupsiegen erst dieses Jahr von Landsfrau Mikaela Shiffrin als erfolgreichste Skiläuferin der Geschichte abgelöst worden war, bezwang nun doch noch die schwierigste Abfahrt der Welt – noch dazu bei Nacht. Das Projekt ihres Kopfsponsors "Red Bull" wurde in der Nacht auf Montag umgesetzt, Tipps erhielt sie vom Ex-Streif-Sieger Daron Rahlves. "Das war", sagte die 38-Jährige, "wohl die größte Leistung, die ich neben meinem Olympiasieg 2010 erbracht habe."
Für das "Kurz-Comeback" hatte Vonn nur fünf Wochen Zeit zur Vorbereitung. "Ich bin zwar fit, weil mir das Fitnessstudio nach der Karriere als Ort der Entspannung und Meditation dient, aber es ist eher 'Miami'-fit als 'Streif'-fit. Daher war ich mir nicht sicher, ob ich genug Kraft haben würde", scherzte sie bei der Premiere des entstandenen Films in Kitzbühel und wurde kurz sentimental. "Ich musste dabei oft an meine heuer verstorbene Mutter denken. Ich bin mir sicher, dass ein Engel bei diesem Projekt über mich gewacht hat", sagte sie mit Tränen in den Augen.
Der Aufwand für das Vorhaben war enorm. Daron Rahlves, 2003 Sieger auf der Streif, stand für Tipps zur Verfügung, die Strecke war ausgeleuchtet, aber nicht in Dimensionen eines Nachtrennens. Neben der Streif als Herausforderung musste Vonn also auch noch mit der Dunkelheit kämpfen. "Und das noch als jemand, der ein neues, künstliches Knie benötigt", erklärte sie mit einem Seufzen.
Doch Vonn agierte weiter so, wie sie es auch in ihrer Karriere getan hatte: Konsequent und mutig – es entstand ein bemerkenswerter Film, der am Donnerstagabend in Kitzbühel in der neuen "Beyond Kitzbühel"-Zone (kurze) Weltpremiere feierte und passend zum Streif-Wochenende weltweit ausgespielt wurde.
Ihr erster Eindruck: "Die größte Überwindung war, als ich im Starthaus gestanden bin. Es ist so steil, man baut so extrem schnell Speed auf. Es war rundherum dunkel und ich konnte nur bis zur Mausefalle sehen und ich hatte das Gefühl, als ob ich über den Rand der Welt hinweg springen würde.“