Die österreichische Gastfreundschaft, sie ist über die Grenzen hinaus bekannt. Deshalb pilgerten auch dutzende Fans aus der Schweiz und Italien zum Ski-Weltcup nach St. Anton am Arlberg und erfuhren einmal mehr, wie schön es in den österreichischen Alpen sein kann - vor allem, wenn ein Super-G-Weltcup auf dem Programm steht. Denn Grund zum Feiern hatten an diesem Wochenende nur unsere Nachbarn. Nach dem Sieg von Federica Brignone am Samstag legte Lara Gut-Behrami tags darauf nach, fuhr im zweiten Super-G vor Brignone und Marta Bassino zum Sieg. "Im oberen Teil ist es mir nicht gelungen, wie ich es mir vorgenommen habe. Unten habe ich dann gar nichts zu verlieren gehabt", resümierte die Siegerin selbstkritisch.
Italienisch-Schweizer Festspiele also, hatte es am Samstag durch Gut-Behrami und Joana Hählen ja ebenfalls zwei Podestplätze für die Schweiz gegeben. Aus österreichischer Sicht doppelt "bitter": mit ihrem 18. Super-G-Sieg überholte die 31-jährige Schweizerin Renate Götschl im ewigen Ranking, nur noch Lindsey Vonn (28) liegt vor ihr. Es auch war eine Kampfansage in Richtung Italien, fast schon ein Affront. Denn eigentlich haben Sofia Goggia und Co. den Platz an der Sonne gebucht. In bisher acht Speed-Rennen standen fünfmal Italienerinnen ganz oben auf dem Podest und die Tatsache, dass in St. Anton ein Sieg und zwei weitere Podiumsplatzierungen ohne Hilfe von Goggia hinzukamen, sollte der Konkurrenz zu denken geben. Das italienische Speed-Team ist längst keine "One-Women-Show" mehr.
Mannschaftlich erneut gut, aber längst nicht Weltklasse, präsentierte sich Österreich. Wie beim ersten Super-G am Samstag gab es die Plätze fünf und neun, diesmal durch Ramona Siebenhofer und Nicole Schmidhofer besetzt. "Das war wieder besseres, aggressiveres Skifahren von mir, mit mehr Sicherheit. Deshalb bin ich auch zufrieden, ich muss derzeit alles Positive nehmen, was ich kriegen kann", erklärte die Steirerin. Dass Platz fünf auch ihr bestes Saisonergebnis markiert, zeigt, wie schwer sich Siebenhofer in dieser Saison noch tut. Ähnlich wie Nicole Schmidhofer, die nach ihrer Verletzung das zweite Top-Zehn-Ergebnis des Winters einfuhr. "Für mich war das Schönste, dass es bei mir im Ziel grün aufgeleuchtet hat, das war Balsam für die Seele, auch wenn noch nicht so viele im Ziel waren."
Sehr wahrscheinlich hätte es auch bei ihrer Teamkollegin Conny Hütter im Ziel grün aufgeleuchtet, wenn die Fahrt nicht schon nach knapp einer halben Minute zu Ende gewesen wäre - mit einer halben Sekunde Vorsprung auf die spätere Siegerin. Der Grund für den Ausfall ist doppelt bitter. "Ich bin schneller hingekommen, als gedacht, weil der Ski einfach so gut angeschoben hat. Es hat alles zusammengepasst und deshalb ärgert mich das Aus irrsinnig. Das war so ein dummer Fehler", haderte die Steirerin noch lange mit ihrem Patzer, der ihr wohl ein sicheres Podium gekostet hat. Das Positive: Das Tempo war da - und schon am kommenden Wochenende in Cortina d'Ampezzo, wo auch die abgesagte Abfahrt von St. Anton nachgeholt wird und nun zwei Abfahrten und ein Super-G auf dem Programm stehen, kann sie das beweisen.