49 Jahre nach Kathy Kreiner hat eine Kanadierin wieder einen Riesentorlauf im alpinen Ski-Weltcup gewonnen. Die 26-jährige Valerie Grenier feierte am Samstag in Kranjska Gora mit zweimal Laufbestzeit sensationell ihren ersten Weltcupsieg. Grenier setzte sich 0,37 Sekunden vor der Italienerin Marta Bassino und 0,40 vor der Slowakin Petra Vlhova durch. Die ÖSV-Läuferinnen verpassten einen Top-Ten-Platz, Franziska Gritsch wurde als beste Österreicherin Zwölfte (+2,06).
Grenier war im Weltcup davor noch nie auf das Stockerl gefahren, hatte aber auf dem Semmering mit Bestzeit im zweiten Durchgang des zweiten Rennes ihr Potenzial gezeigt. Auf dem Podkoren brachte sie in beiden Läufen die schnellste Zeit ins Ziel und ließ den kanadischen Skiverband erstmals seit dem Dreikönigstag 1974 in Pfronten wieder einen Sieg in einem Frauen-Riesentorlauf bejubeln.
Sestriere-Siegerin Bassino untermauert mit Rang zwei ihre Konstanz und fuhr zum siebenten Mal hintereinander aufs RTL-Podest. US-Star Mikaela Shiffrin musste sich dagegen mit Rang sechs begnügen. Die Führende im Gesamtweltcup war auf ihren 82. Weltcupsieg losgegangen, mit dem sie den Rekord ihrer Landsfrau Lindsey Vonn eingestellt hätte, konnte diesmal aber nicht um den Sieg mitfahren und fiel im zweiten Durchgang sogar noch um einen Platz zurück. "Es war trotzdem ein großartiges Rennen", sagte Shiffrin im ZDF. Ihre Konkurrentinnen seien eben auch gut gefahren. An den möglichen Rekord habe sie kaum gedacht. "Ich konzentriere mich auf mein Skifahren", so Shiffrin. Die zweifache Gewinnerin vom Semmering hat schon am Sonntag (9.30 und 12.30/live ORF 1) im zweiten Riesentorlauf in Slowenien die nächste Chance, die historische Marke zu erreichen.
Die Österreicherinnen schafften einmal mehr nicht den Schwung aus der Krise in ihrer Problemdisziplin und verpassten im fünften Saison-Riesentorlauf zum dritten Mal die Top-Ten-Plätze. Beste ÖSV-Läuferin war Gritsch, die mit Rang zwölf ihr bestes RTL-Saisonergebnis verbuchte. "Den zwölften Platz nehme ich sehr gerne. Es ist durchaus positiv, es gehen meine Schritte, jetzt heißt es zulegen", erklärte Gritsch, die in der Vorbereitung "viel in den Riesentorlauf investiert" hat, mit dem Ziel, "dass ich die technischen Disziplinen ein Level weiterschiebe. Es freut mich, dass mir das nach und nach auch im Riesen gelingt", sagte Österreichs Beste, die den Coup von Grenier als motivierend empfindet: "Sehr, sehr cool und mega inspirierend. Ein Gänsehautmoment, hoffentlich gelingt mir das auch einmal."
"Es ist schon noch Luft nach oben"
Ricarda Haaser machte mit einem guten zweiten Lauf sieben Plätze gut und klassierte sich mit 2,18 Sek. Rückstand auf Rang 14. "Im ersten Durchgang hatte ich ein paar Fehler, das war nicht das Skifahren, das ich mir vorstelle. Der zweite Durchgang war sicher besser, aber es ist schon noch Luft nach oben", sagte Haaser und kündigte für Sonntag an: "Gleich weg so fahren wie jetzt im zweiten Durchgang, mit der Attacke."
Katharina Liensberger, nach dem ersten Lauf (16.) beste Österreicherin, verpatzte den zweiten Durchgang und kam nur auf Rang 21 mit 2,81 Sek. Rückstand. "Ich wollte voll am Limit fahren, es hat mich aber von Optimallinie abgetrieben, das summiert sich herunter. Weitermachen und besser machen", hakte sie den Tag schnell ab. Stephanie Brunner wurde 18., die 22-jährige Nina Astner fuhr als 26. erstmals in ihrer Karriere in die Weltcup-Punkteränge.
"Der zweite Durchgang war okay"
Thomas Trinker ortet das Problem seiner Läuferinnen im ersten Durchgang. "Der zweite Durchgang war okay, die Frage ist, warum wir im ersten immer so langsam fahren. Da sind sie bei weitem nicht auf dieser Linie, die es braucht, damit man halbwegs dabei ist. Ich würde sagen, im ersten sind wir im Schnitt um eine Sekunde zu langsam. Sie fahren einen weiten Weg, da sind wir ein bisschen blockiert", analysierte der Rennsportleiter der ÖSV-Frauen.
Trinker sah in Gritsch und Astner zwei Lichtblicke und gab sich schon im Hinblick auf das Sonntag-Rennen zuversichtlich. "Das Potenzial der Mädels sehe ich, das ist schon da. Das wichtigste ist, jetzt die Nerven nicht zu verlieren, kontinuierlich dran zu bleiben und zu schauen, dass wir uns entwickeln. Diese Sekunde sollten wir fähig sein, dass wir das schnell abstellen. Top 7 ist, was wahrscheinlich möglich ist", erklärte er.