Jetzt kommen sie zu auf die Herren der alpinen Skiwelt, die großen Klassiker des Weltcups, Adelboden, Wengen, Kitzbühel. Da kommen die Fans des gepflegten Brettlsports ins Schwärmen, es ist zum Zungeschnalzen. An diesem Wochenende ist der Chuenisbärgli in Adelboden Schauplatz für den traditionellsten und wohl auch anspruchsvollsten Riesentorlauf im Kalender sowie für den seit 2006 fix ins Weltcup-Programm integrierten Slalom. Diesmal gerät der altehrwürdige Hang besonders stark ins Blickfeld, denn er sticht heraus, als schlohweißes Signalband für einen im Klimawandel ergrauten Winter.
Die Schweizer machen sich da derzeit noch nicht allzu viele Sorgen, denn sie rechnen damit, dass schon im nächsten Jahr wieder der Jahreszeit entsprechend reguläre Bedingungen vorherrschen. Einstweilen behelfen sich die Veranstalter mit dem Schnee aus den in weiser Voraussicht im Dezember angelegten Depots. Und sie vertrauen nach wie vor auf die Expertise des langjährigen Rennchefs Hans Pieren, ein Spezialist bei der Konservierung des diesmal besonders wertvollen weißen Guts. Salz, richtig dosiert, soll für die mit gewaltigem Aufwand hergerichtete Piste heilende Wirkung haben.
Die Rennläufer der Topnationen haben die Bedingungen in den vergangenen Tagen bestmöglich simuliert, die Reiteralm diente, wie schon so oft, als perfektes Übungsgebiet. Auch die Schweizer weilten in der Steiermark, und der Sieg im Riesentorlauf führt über den aktuellen eidgenössischen Giganten dieser Disziplin. Wer soll Marco Odermatt schlagen, zumal der Seriengewinner schon im Vorjahr am Chuenisbärgli triumphierte?
Besonders angriffslustig wird gewiss der momentan in Bestform agierende Henrik Kristoffersen sein. Die Van-Deer-Riesentorlaufski des Norwegers wurden von Firmenchef Marcel Hirscher höchstpersönlich in der jüngsten Vergangenheit ausgiebig auf der Reiteralm getestet. Die Österreicher wollen wenigstens ein Wörtchen mitreden, allen voran Manuel Feller, der nach seinem zweiten Slalomrang in Garmisch für beide Rennen einen Motivationsschub erfahren hat. Aber auch Stefan Brennsteiner und Marco Schwarz haben sich einiges vorgenommen für das prestigeträchtige Rennen. Der Riesentorlauf in Adelboden wird seit 1958 gefahren und gehört auch zu den Gründerstationen des Weltcups. Diesmal rittern die Athleten angesichts der äußeren Umstände auch um den Skiorden am weißen Band.