Hinter der aktuellen Glanzform von Henrik Kristoffersen steckt auch die Skifirma Van Deer-Red Bull Sports. Keine drei Monate nach dem ersten Weltcup-Einsatz in Sölden holte der Norweger den ersten Sieg für das Unternehmen von Marcel Hirscher. Mit dem Salzburger verbindet Kristoffersen eine Freundschaft und funktionierende Arbeitsbeziehung. "Er ist der beste Skitester der Welt. Das ist zu hundert Prozent sicher", sagte er nach seinem Slalom-Erfolg in Garmisch am Mittwoch.
Kristoffersen bekam dafür einen laut Aussendung extra für den ersten Erfolg der Skimarke angefertigten Goldring mit Van-Deer-Logo überreicht. "Henrik und ich haben uns im Weltcup schon viele spannende Duelle geliefert. Dass wir heute über Platz eins jubeln können, unseren ersten gemeinsamen Sieg im Weltcup, ist ein ganz spezieller und besonderer Moment", teilte Marcel Hirscher mit. "Der erste Sieg ist immer ein gewaltiger und er ist hart erkämpft mit einer super Leistung von Henrik. Die Freude ist natürlich riesengroß", meinte sein Vater Ferdinand Hirscher. "Dass es so schnell geht, hätten wir uns natürlich auch nicht erwartet."
Kristoffersen betonte erneut, er sei von Anfang an problemlos in die Van-Deer-Familie integriert worden. Nicht zuletzt wegen des in der Firma gebündelten Know-hows habe er sich sofort gut aufgehoben gefühlt. Marcel und Ferdinand Hirscher, Geschäftsführer Anton Giger sowie die erfahrenen Serviceleute Edi Unterberger und Raphael Hudler "pushen so viel beim Material, da brauche ich nicht mit der Firma kämpfen. Für mich ist das wirklich, wirklich super."
Das Schlüsselelement der Partnerschaft ist freilich Hirscher selbst, der sich nach wie vor aktiv beim Materialtesten einbringt. "Um Silvester haben wir auf der Reiteralm trainiert und getestet", berichtete Kristoffersen diesbezüglich und verriet: "Er ist nicht so langsam im Riesentorlauf, der Marcel. Im Slalom ist es schwieriger, da ist das Tempo so hoch. Danach meinte er, er ist ganz müde."
Hirscher hatte sich vor Kurzem bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte äußerst wertschätzend über Kristoffersen geäußert. "Es ist cool, mit einem Athleten wie dem Henrik arbeiten zu dürfen. Er überrascht uns jeden Tag aufs Neue – vor allem menschlich", hatte der Gewinner von 67 Weltcup-Rennen in Alta Badia gesagt. "Er ist so willig. Er will, er möchte. Da merkst du, er ist mit sich im Reinen."
Kein großes Problem ist für die Protagonisten, dass das Van-Deer-Logo wegen unklarer FIS-Paragrafen – auf Betreiben der Firma selbst – im Weltcup weiterhin überklebt wird. "Wir haben Zeit", beschwichtigte Hirscher. Kristoffersen sagte, er befasse sich nicht damit, spekulierte aber: "Ich glaube, wenn die Ski mit dem Bullen (Red-Bull-Logo/Anm.) drauf ins Geschäft kommen, ist alles okay."
Auch dreieinhalb Jahre nach seinem Rücktritt liefert Hirscher durch sein neues Betätigungsfeld jedenfalls weiter Gesprächsstoff. Für Manuel Feller, der in Garmisch-Partenkirchen 1,22 Sekunden hinter Kristoffersen Zweiter war, solle man die Leistung des Norwegers im Zuge dessen aber nicht schmälern. "Schlussendlich kann auf dem Ski draufstehen, was will. Henrik ist einfach ein super Skifahrer. Dem kannst du anschnallen, was du willst. Aber wenn wir schon wieder von ihm reden – Marcel, gratuliere!", richtete der Tiroler aus. Ihm sei aber "relativ wurscht, was er für Ski hat", bekräftigte er in Richtung Kristoffersen.
Mit seiner eigenen Leistung war Feller zufrieden. "Ich glaube, ich habe für mich das Maximum rausgeholt mit meiner Nummer (7)", sagte er. Auch bei schwierigen Pistenverhältnissen würden sich "in einer gewissen Hinsicht" die Besten immer durchsetzen. "Von der Fairness her sollten wir nicht zu viele solcher Rennen haben", erkannte ÖSV-Rennsportleiter Marko Pfeifer. Feller: "Auf den Sieg war ich chancenlos, das muss man ganz ehrlich sagen." Wenn er seine Leistung weiter so bringe, werde sich dieser aber früher oder später einstellen. "Ich spare mir das für ganz besondere Rennen auf", kündigte Feller an, wollte aber nicht mehr verraten. "Das werdet ihr dann noch sehen."