Henrik Kristoffersen hat souverän den erstmals ausgetragenen Flutlicht-Slalom von Garmisch-Partenkirchen gewonnen. Der Norweger setzte sich am Mittwoch mit dem gewaltigen Vorsprung von 1,22 Sekunden vor dem Tiroler Manuel Feller durch, profitierte allerdings von seiner Startnummer eins. Der 29. Sieg von Kristoffersen war der erste, den er mit der Skimarke Van Deer-Red Bull Sports von Marcel Hirscher einfuhr. Dritter wurde der Franzose Clement Noel.
Fabio Gstrein schaffte es als Neunter ebenfalls in die Top Ten, die übrigen Österreicher blieben bei fast frühlingshaften Bedingungen und einer entsprechenden Piste unter ihren Möglichkeiten. Michael Matt belegte den 16. Rang, Marco Schwarz wurde nach einem Fehler im zweiten Durchgang nur 23. Vizeweltmeister Adrian Pertl und der Olympia-Zweite Johannes Strolz schieden aus. Für den Vorarlberger Strolz war es der dritte Ausfall im dritten Torlauf in diesem Alpin-Winter.
"Es war ein Kampf von oben bis unten. Aber ich glaube, das habe ich gut gemeistert. Ich bin sehr zufrieden mit dem zweiten Platz heute", meinte Feller. Für ihn war es der dritte Podestplatz in diesem Winter nach zwei zweiten Plätzen in Val d'Isere (Riesentorlauf und Slalom). "Ich habe gewusst, dass es schwer wird. Aber das habe ich schon gewusst, als ich mit dem Sessellift raufgefahren bin."
Feller hat gewusst, was auf ihn zukommt
Der Entscheidungsdurchgang sei für den 30-Jährigen auch deswegen einfacher gewesen, "weil ich gewusst habe, was auf mich zukommt. Es waren einfach kontinuierlich Wannen, und im ersten war es so wechselhaft – teilweise schmierig, teilweise bodenlos, dann wieder ein Schwung, wo man gut was zurückgekriegt hat. Von dem her war es im zweiten feiner, aber anstrengender".
Speziell im ersten Durchgang hatte sich ein geradezu klassisches Startnummern-Rennen abgespielt. Die wegen der milden Temperaturen mit Salz behandelte Piste gab nach Kristoffersens Erstbefahrung schnell nach und präsentierte sich weich und brüchig. Mit Linus Straßer (+0,71) und Noel (+0,93) blieben nur zwei Läufer unter einer Sekunde Rückstand, der viertplatzierte Feller war bereits 1,33 zurück.
"Brutal schwierig zum Fahren", befand Schwarz. Vor laufender Kamera hatte er sich direkt nach dem Abschwingen im Finale noch deftiger geäußert. "Die Bedingungen geben halt nicht mehr her. Es sind keine fairen Rennen, würde ich sagen. Bei mir sind ein, zwei kleine Fehler auch noch dazu gekommen. Sehr schade", fügte er hinzu. "Im ersten war die Piste schon sehr, sehr schwierig. Da war meine Leistung nicht gut", sagte Matt. "Hut ab, dass sie das so hingebracht haben", sprach der Tiroler dem Veranstalter aber trotzdem ein Lob aus.
Hirscher gewinnt auch in der Weltcup-Pension im Weltcup
Van Deer war 2021 gegründet worden und ging im Winter jenes Jahres mit einer Erstauflage von rund 1500 Paar Ski in den Handel. Der Brite Charlie Raposo war der erste Weltcup-Athlet, den Hirscher für sein Projekt gewann. Bald folgte sein ehemals hartnäckiger Konkurrent Kristoffersen, der sich dafür nach der Saison 2021/22 von Rossignol lossagte. Im vergangenen Sommer stieg außerdem Red Bull mit einer 50-Prozent-Beteiligung bei Van Deer ein. Die Produktion konnte dadurch um ein Vielfaches gesteigert werden.
Im Weltcup lässt sich der nunmehrige Ski-Fabrikant Hirscher selten blicken. In der Vorsaison befuhr der 2019 zurückgetretene Rekord-Gesamtweltcup-Gewinner beim Abfahrtsklassiker in Kitzbühel als Vorläufer die "Streif", zuletzt gab er Kristoffersen vor Weihnachten in Alta Badia im Zielraum des Riesentorlaufs Tipps. Am Mittwoch war in Garmisch Marcels Vater Ferdinand Hirscher als Repräsentant von Van Deer vor Ort.
Kristoffersen lobte das gute Klima in seinem neuen Team - und hob den guten Draht zu Hirscher hervor. "Meine ganze Karriere war ich zusammen mit Marcel, und wir haben gekämpft auf der Piste. Aber nach den Rennen war er sehr freundschaftlich", betonte er. "Ich bin zufriedener mit dem Material als Marcel jetzt im Moment. Ich glaube, es funktioniert, aber es geht immer besser. Das ist die Mentalität von der ganzen Firma. Sie pushen so viel beim Material, da brauche ich nicht mit der Firma kämpfen. Für mich ist das wirklich, wirklich super."