"Die Piste ist sehr gut, ich fühle mich auch fit. Aber ich habe die letzten Tage ein wenig nachgedacht und für mich ist die Zeit gekommen, dass ich zurücktrete aus dem Alpinen Skiweltcup. Das war meine letzte Besichtigung, das reicht mir. Ich habe nicht mehr so den Biss. Es war letztes Jahr eine gewaltige Saison mit der dritten Goldmedaille. Ich bin heuer gut reingestartet, ich bin zufrieden, aber es reicht einfach. Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht bei mir." Mit diesen Worten, relativ emotionslos ausgesprochen, und einer Danksagung an seine Sponsoren sowie den ÖSV hat der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer heute sein Karriereende im ORF verkündet. "Der Sport ist etwas extrem Gutes, auf jeden Fall etwas Wichtiges für die Menschheit – so soll es weitergehen, aber für mich ist es okay."

Davor besichtigte der 32-jährige Kärntner, der die gestrige Abfahrt in Bormio wegen Magen-Darm-Problemen auslassen hatte müssen, noch die Strecke für den heutigen Super-G.

Bereits Mitte September hatte der Afritzer gegenüber der Kleinen Zeitung verraten, dass das Ende seiner Laufbahn bereits im Frühjahr für ihn Thema gewesen war. "Aber ich habe nicht lange darüber nachgedacht, denn ich habe einfach noch so viel Spaß am Skifahren und schon noch einige sportliche Ziele, die ich erreichen will." Umso überraschender kam nun der Rücktritt. Und der alpine Abfahrtssport verliert nach Beat Feuz binnen weniger Tage einen zweiten Superstar. Der Schweizer hört nach den Kitzbühel-Rennen im Jänner auf. "Wenn man fertig ist, ist man fertig. Wir hoffen, dass er sagt: 'Nein, das war ein Witz'", meinte der Norweger Aleksander Aamodt Kilde zum Mayer-Rücktritt. "Vor so einer Karriere kann ich nur den Hut ziehen", sagte Vincent Kriechmayr zu einem "gewaltigen Typen, ein Teamleader – wir werden ihn schmerzlich vermissen."

Mayer ließ bis zuletzt auch seine Familie sowie den Verband samt Teamkollegen im Unklaren über die Entscheidung. "Ich habe eigentlich noch keinem was gesagt gehabt, also ich bin runtergefahren, es sind alle bei der Besichtigung. Ich habe jetzt meinen Rücktritt bekannt gegeben, mir reicht's!"

Nicht vorhersehbar war der Rücktritt auch für Marko Pfeifer, den Rennsportleiter im ÖSV für die alpinen Ski-Männer. "Was er geleistet hat, drei Mal Olympiasieger bei drei unterschiedlichen Olympischen Spielen, ist einfach unglaublich und die Mannschaft verliert da sicher einen Leader." Herbert Mandl, der ÖSV-Alpinchef, erklärte, dass es ihn "fast aus dem Sessel gehauen" habe. "Die Lücke, die er im Team hinterlässt, ist riesengroß und wird auch so rasch nicht geschlossen werden."

Abfahrtstrainer Sepp Brunner zeigte für den Schritt Verständnis. "Der Rücktritt ist für uns alle eine brutale Überraschung, aber für ihn wird es die richtige Entscheidung sein und das müssen wir so nehmen, wie es ist. Er ist einer der größten Skifahrer, das muss man ganz ehrlich sagen. Ein Vorzeigesportler, einer, der die Gruppe geführt hat und auch immer für die jungen Athleten da war."