Wenn man bei den Herren schon über Aleksander Aamodt Kilde oder Marco Odermatt schwärmt, dann muss man bei den Damen, wenn es um die Abfahrt geht, bei Sofia Goggia ins Schwärmen geraten. Denn die Italienerin war in den beiden Abfahrten von Lake Louise schon eine Klasse für sich und wenn man dem Training in St. Moritz Aussagekraft zubilligt - und Goggia war in diesem über eine Sekunde vor der Konkurrenz-, dann wird sie auch in den beiden Abfahrten im Engadin nur schwer zu schlagen sein. Doch just die Herren bewiesen in Gröden, dass tatsächlich alle schlagbar sind; manchmal, wenn man es am wenigsten erwartet. Und daher gilt auch für die Österreicherinnen: Man will dort anschließen, wo man in Lake Louise war - auf dem Podest. 

Mirjam Puchner weiß, wie man das in St. Moritz macht, sie hat 2016 die bisher letzte Weltcup-Abfahrt, es war die WM-Generalprobe für 2017, für sich entschieden. Sie kennt das Hochgefühl des Sieges. Doch kennt sie auch die Schattenseiten, denn just auf dieser Abfahrt stürzte sie ein Jahr später im Training für die WM schwer, zog sich einen Unterschenkelbruch zu und litt lange an den Nachwirkungen; einige Operationen inklusive. Doch nun ist die Salzburgerin wieder voll fit - und heiß. Auch, wenn sie durchaus weiß, dass der Nobelort im Engadin für sie so seine Besonderheiten hat. "Das kann man so sagen, ja. Ich probiere, die Verletzung auszublenden", sagt sie.

Abfahrt der Damen in St. Moritz: Hier geht es zum Liveticker

Immer geht das nicht. Vor dem ersten Training spürte sie etwa die Nervosität: "Da habe ich mich selbst fast nicht mehr gespürt. Es ist ein Zeichen, dass ich mich aufs Skifahren konzentrieren soll, keine Gedanken an die schlechten Momente verschwenden, sondern lieber an die guten Erinnerungen denke." Dann läuft es auch besser, Puchner war im zweiten Training ("Als ich mein erstes im Video analysiert habe, musste ich fast lachen, so schlecht war es") Fünfte. Da allerdings bei guter Sicht - und die soll im Rennen am Freitag schon wieder passé sein. "Wenn man nichts sieht, muss man sich überwinden. Und wer das am besten macht, wird hier schnell sein", weiß sie.

Schmidhofer muss zuschauen

Ein prominenter Name wird in der Abfahrt fehlen: Nicole Schmidhofer verpasste die Qualifikation, Christina Ager und Tamara Tippler bekommen die zwei offenen Startplätze. In der zweiten Abfahrt würde Schmidhofer dann zum Zug kommen; wenn eine der ÖSV-Kolleginnen nicht unter die Top 20 kommt. "Tami hatte in Lake Louise Pech, Tina hat im ersten Training gezeigt, dass sie auch im Blindflug schnell sein kann, ich vergönn' es beiden", sagte Schmidhofer, die in St. Moritz 2017 den WM-Titel erobert hatte. Im Super-G. "Und da bin ich jedenfalls am Start. Eventuell ja auch schon in der zweiten Abfahrt", nahm sie das Aus locker - und war auch noch stolz auf sich. Denn im Blindflug im Training eins fuhr sie stark: "Dass ich mich da überwinden konnte, ist wichtig."

Auch Conny Hütter, die in Lake Louise schon wieder kräftig aufgezeigt hat und im Super-G den Sieg nur hauchdünn verpasste, will in der Abfahrt mitreden. "Ich habe ein paar Passagen gut erwischt, in den anderen Fehler gemacht. Es wird darum gehen, dass man sich die Wellen merkt, auf seinen Instinkt hört und vertraut auf das, was man kann", meinte die Steirerin.

Glück im Unglück hatte Nina Ortlieb, die in Lake Louise ebenfalls sensationell aufs Podest gefahren war: Sie stürzte kurz vor dem Ziel, blieb aber unverletzt. "Bis auf einen g'scheiten blauen Fleck, der bleiben wird. Es wird nicht der letzte sein", sagte die Vorarlbergerin, die bis zum Sturz zweitschnellste hinter Goggia war. "Wenn man die Wellen im Kopf hat, dann wird es auch bei schlechter Sicht kein Problem. Je überzeugter man dann ans Werk geht, desto leichter wird es!"