"Wir sind technisch nicht auf diesem Niveau, von dem wir ausgegangen sind", sagte Thomas Trinker am Sonntag nach dem Auftakt als Rückschlag. Die von ihm ausgerufene Angriffslust im Vorfeld fror im eiskalten Norden ein. "Da haben wir uns viel mehr erwartet. Ich würde sogar sagen, es ist inakzeptabel, was uns da passiert ist", gab Trinker den verpatzten Auftakt in die WM-Saison im ORF unumwunden zu. "Es ist passiert, es braucht die Analyse und beim nächsten Rennen hoffentlich mehr Angriff."
Technische Defizite, fehlender Mut zur Attacke, insgesamt zu viele Fehler – Trinker diagnostizierte den ÖSV-Technikerinnen nach dem verspäteten Weltcup-Auftakt gleich mehrere Mängel. Zusätzlich drängen auch neue Namen aus anderen Nationen ins Rampenlicht. "Die anderen Nationen schlafen nicht, die machen ihren Job", sagte Liensberger mit Blick etwa auf die Kroatinnen Leona Popovic und Zrinka Ljutic, die sich als Sechste und Siebente am Sonntag unmittelbar vor ihr platzierten.
"Das Potenzial ist da"
"Die Konkurrenz fährt sehr stark", sagte Trinker im Wissen, dass neben etablierten Kräften auch die Schwedinnen und Norwegerinnen zumindest auf vertrauten Schneeverhältnissen einen starken ersten Eindruck hinterließen. "Da müssen wir uns ganz schön strecken, um mitzuhalten", sagte Trinker und gab nach der ersten Station den ersten Warnschuss ab: "Das Potenzial ist da, die Mädels müssen es jetzt abrufen."
Von mancher wurde die Suche nach dem Reset-Knopf gestartet. "Es ist gescheiter, ich mache einen Schnitt und probiere es drüben noch einmal", befand Truppe nach den Rängen 15 und 21. "Im Riesentorlauf schaut es um einiges besser aus, da bin ich mehr bereit."
Liensberger schien der beträchtliche Zeitrückstand von 1,8 Sekunden, den sie jeweils auf die Siegerin hatte, nicht zu überraschen. "Es waren Schwünge dabei, wo ich merke, es funktioniert. Aber auch welche, wo die Skier nicht richtig durchlaufen." Große Enttäuschung ließ sich die Slalom-Weltmeisterin zumindest öffentlich nicht anmerken. "Die ganze Mannschaft hat nicht das gezeigt, was wir eigentlich drauf hätten. Wir sind gefordert. Es gibt einiges zu tun."
Nach weiteren zwei Tagen in Levi mit Riesentorlauf-Training übersiedeln die ÖSV-Technikerinnen in die USA. "Wir werden dranbleiben. Es werden wieder andere Rennen, andere Hänge, andere Bedingungen kommen, dann schaut es hoffentlich besser aus", erklärte Trinker.
In ganz anderer Stimmung trat Doppel-Siegerin Mikaela Shiffrin die Heimreise an. "Killington ist ein spezieller Ort für mich. Die Erwartungen sind groß und werden durch die Ergebnisse jetzt sicher nicht kleiner", meinte die US-Amerikanerin, die im ersten Kräftemessen mit ihrer Dauerrivalin Petra Vlhova auf 2:0 stellte und in einer Woche auf den sechsten Slalom-Sieg in Killington in Folge losgehen wird. Kurios: Shiffrin holte in dieser Saison bereits mehr Punkte (200) als das gesamte ÖSV-Team im Nationencup (174). So schlecht ist Österreich übrigens letztmals 1991/92 in die Saison gestartet – damals gabs in den ersten drei Rennen mit einem sechsten Platz ebenfalls nur eine Platzierung in den Top-Ten.