Marco Odermatt hat seine Sonderstellung im Riesentorlauf auch zum Auftakt der neuen Saison in Sölden unter Beweis gestellt. Der Schweizer brachte seine Halbzeitführung im Finale mit der neuntbesten Laufzeit runter und gewann am Sonntag vor dem Slowenen Zan Kranjec (+0,76 Sek.) und dem Norweger Henrik Kristoffersen (+0,97) auf Van-Deer-Ski. Ein verpatztes Heimrennen erlebten die ÖSV-Läufer: Als Bester wurde Marco Schwarz 13., der Halbzeit-Fünfte Manuel Feller war 16.
Der Tiroler kam in seinem zweiten Lauf nicht mehr richtig auf Zug und musste am Ende +1,81 Rückstand zur Kenntnis nehmen. "Vielleicht war es ein bisschen Zu-viel-Wollen. Im Steilhang war kein einziger runder Schwung dabei. Mir tut der Buckel weh, weil ich in jeden Schlag rein bin", sagte Feller. "So kann man sich auch wieder Kreuzweh holen. Dann ist man selber schuld. Das tut natürlich extrem weh vor dem Publikum."
Auch Patrick Feurstein ("Unten kriege ich immer brutal auf den Deckel. Das muss ich besser machen in Zukunft") fiel zurück und wurde schließlich mit +2,16 Rückstand 22. Schwarz (+1,68) zog eine gemischte Bilanz. "Ich bin schon zufrieden mit meinem Riesentorlauf-Schwung, ich habe es vielleicht nicht so umsetzen können heute", meinte der Kärntner. Im unteren Teil des Steilhangs sei er "immer zu gerade" gewesen. "Der Auftakt ist jetzt einmal gemacht. Jetzt haben wir fast zwei Monate bis zum nächsten Riesentorlauf (in Val d'Isere; Anm.)."
Hirscher-Ski musste abgeklebt werden
Schon 2019 und 2020 hatte kein Österreich beim Heimrennen auf dem Rettenbachferner die Top Ten geknackt. "Das Ergebnis schaut ein bisschen blöd aus", fasste der neue Männer-Rennsportleiter Marko Pfeifer zusammen. "Ich glaube, wir haben uns unter unserem Wert verkauft. Wir sind phasenweise gut Ski gefahren, das hat man gesehen. Aber in Summe haben wir nicht einen guten Lauf runtergebracht."
Odermatt zeigte im Finale keineswegs eine fehlerfreie Fahrt, damit gesellte er sich jedoch zu seinen Kollegen. "Ich wusste, alle anderen werden Fehler machen, ich werde auch Fehler machen", meinte der Gesamtweltcup-Sieger der Vorsaison und Riesentorlauf-Olympiasieger im Zielraum. Auf Kranjec hatte der Blondschopf aus dem ersten Durchgang sieben Zehntelsekunden Vorsprung, der nahezu unverändert blieb. "Es ist jedenfalls cool, wieder Rennen zu fahren. Schön, zurück zu sein."
Kristoffersen hatte in Teil eins mit Startnummer 4 den mit Spannung erwarteten ersten Weltcup-Auftritt der Skimarke Van Deer-Red Bull Sports von Marcel Hirscher hingelegt und war auf den sechsten Platz gekommen. Den Firmennamen auf seinen Skiern hatte Kristoffersen jedoch überklebt, es gibt noch Gespräche mit der FIS bezüglich der Logo-Präsenz. Lediglich am Belag war der rote "Van Deer"-Schriftzug sichtbar. "Mit dem richtigen Material", wie Kristoffersen feststellte, sei in dieser Saison einiges möglich im Slalom und Riesentorlauf. Seinen dritten Platz widmete der Red-Bull-Sportler dem am Samstag verstorbenen Firmenchef Dietrich Mateschitz.
Vincent Kriechmayr startete als 25. des ersten Durchgangs früh in die Entscheidung, rutschte jedoch im Steilhang am Innenski weg. Damit war die Zeit dahin, der Oberösterreicher wurde schließlich 27. "Auch wenn der Umfaller unnötig war, war mein Ziel der zweite Durchgang, das habe ich geschafft", sagte er. "Ich konzentriere mich jetzt auf die Speedrennen."
Matthias Mayer schied wie Dominik Raschner im ersten Durchgang aus. "Es ist nicht so gegangen. Ich habe am Schluss wieder den Innenskifehler gemacht", bedauerte der Speed-Spezialist und dreimalige Olympiasieger. Raphael Haaser verpasste als 38. die Qualifikation für den zweiten Durchgang. "Ich glaube, es war von oben bis unten eine saubere Fahrt, aber ab und zu so mit Halbgas", meinte der Tiroler.