Im Hintergrund wärmen sich die Teamkollegen vor der Kulisse des Wilden Kaisers beim berühmten Stanglwirt in Going auf fürs Boxtraining. Matthias Mayer sitzt derweil entspannt am Tisch und erzählt – vom Sommertraining in Portillo, vom Problem des Gletscherschwundes. Und auch von seinem möglichen Karriereende. Denn das war bei ihm nach dem dritten Olympiasieg in Peking im Frühjahr durchaus Thema, wie er erklärt. Zum Glück aber nur kurz; denn: "Ich habe schon noch einige sportliche Ziele, die ich erreichen will. Insofern freue ich mich auf die kommenden Jahre."
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die Sinnfrage für einen stellt, der zum dritten Mal im wahrsten Sinn des Wortes den Olymp seiner Sportart erklommen hat. Dreimal Olympiagold bei drei Spielen in Folge, das gab es noch nie. "Natürlich habe ich mir die Frage gestellt, wie und ob es weitergeht", bekennt der 32-Jährige. Um schnell zu ergänzen: "Aber lange war das kein Thema. Ich habe einfach noch so viel Spaß am Skifahren." So viel Spaß wie an den Feierlichkeiten nach der Goldmedaille. Auch wenn der Afritzer bekennt: "Es war schon ein Routineprogramm, das da abgelaufen ist. Aber es war eine sehr schöne Routine, die Spaß gemacht hat."
Keine Routine war dafür der Ausflug nach Chile, wo die Speed-Asse nach einigen Jahren wieder fleißig Abfahrtskilometer sammelten. "Und ich muss sagen: Wenn man Abfahrt trainieren will, dann dort. Es gibt keine bessere Strecke", war Doppel-Weltmeister Vincent Kriechmayr nach wie vor begeistert über die Bedingungen im Ex-WM-Ort. Dort feilten die ÖSV-Asse an ihrer Technik – um bereit für den Winter zu sein.
"Die WM ist das Highlight"
Der große Höhepunkt der kommenden Saison wird die WM in Meribel/Courchevel. Dort, wo es beim Weltcupfinale etwa für Mayer (noch) nicht so gut gelaufen war. "Zwei zwölfte Plätze, das ist nicht das Ziel", sagte er, "aber Anfang Februar werden wir dort hoffentlich auch ganz andere Verhältnisse haben." Klar ist: So fokussiert wie auf Olympia im Vorjahr ("Das war ein großes Ziel, dem ich alles untergeordnet habe, viel getüftelt habe. Aber ich bin ja dafür auch mit mehr Gepäck nach Hause zurückgekehrt") wird er auf die WM nicht sein. In Peking hatte er etwa allein neun Paar Skischuhe dabei, so viel wie nie zuvor.
Da wäre es Mayer schon wichtiger, im Abfahrts- oder Super-G-Weltcup um die Kugel mitzufahren. Bisher stand diesem Vorhaben meist ein Knick in der Saison im Wege. "Stimmt. In Gröden bin ich noch nie so ins Fahren gekommen, das wäre noch eines der Karriereziele. Und in Bormio habe ich vorigen Winter auch nicht das gebracht, was ich mir vorgestellt habe. Das hat schon einen kurzen Grübler ausgelöst", sagt Mayer. Diesen hofft er sich diesen Winter zu ersparen – und, wie gewöhnlich, auch schon in Lake Louise gut zu sein. "Das war und ist mir immer sehr wichtig, dass ich dort dabei bin."
Mit der Schaufel als Katastrophenhelfer
Derzeit, sagt er mit einem Lächeln und legt die Hand waagrecht in die Luft, "bin ich ungefähr da, wenn senkrecht hundert Prozent wären. Aber das passt genau so, ich bin voll im Plan", sagt Mayer, der im Sommer nach den Unwettern in seinen Heimatgemeinden wie viele andere auch mit der Schaufel als "Ersthelfer" ausrückte. "Da habe ich nicht viel überlegt. Ich habe die Schaufel gepackt und bin hin und habe angepackt", sagt er.
Bleibt die Frage nach dem Klimawandel. Eine, die er so nicht näher besprechen will. "Aber natürlich sehen wir alle, was passiert. Und natürlich ist klar, dass wir heuer mehr Probleme mit dem Training haben als im Vorjahr – und erst recht vor zehn Jahren", sagt er. Das gebe natürlich auch Probleme mit dem Trainingsbetrieb, denn "wir müssen schauen, wo wir uns Pisten organisieren können, wenn es auf den heimischen Gletschern nicht geht."