Marcel Hirscher hatte es schon anlässlich der Verleihung des "Lebenswerks" bei der Salzburger Sportgala der SN angekündigt: "Unser Ski wird in der kommenden Saison im Weltcup gefahren." Und, ergänzte er: die "Van Deer"-Produkte würden auch Rennen gewinnen. Die Frage war da, noch ohne (bekannten) Fahrer, wer diese Siege einfahren würden. Mit dem Briten Charlie Raposo und dem Norweger Timon Haugan nahm die junge Skifirma, die in Mittersill am Standort der Firma "Augment" produzieren lässt, schon zwei potenzielle Spitzenfahrer auf, nachdem sich der Beitritt in den österreichischen Ski-Pool zerschlagen hatte. Jetzt aber nimmt der absolute "Königstransfer" konkrete Züge an.
Gemunkelt hatte man in Insider-Kreisen ja schon länger - als dann Sportdirektor Toni Giger den ÖSV verließ und prompt von Red Bull als Direktor für die neue Skimarke verpflichtet wurde, war klar, dass da noch mehr im Busch ist. Als dann "Van Deer" auch einen Akquirierungs-Streifzug durch die Serviceleute im Verband und bei der Konkurrenz startete, war klar: Die Crème der Serviceleute wird wohl auch für die besten Skifahrer verpflichtet.
Nun verkündete Henrik Kristoffersen, der sich eben erst mit dem norwegischen Verband auf eine Verlängerung des Vertrages geeinigt hatte, der ihm die Möglichkeit gibt, sich mit seinem Privatteam vorzubereiten, das Ende der Zusammenarbeit mit der französischen Skimarke "Rossignol". 18 Jahre lang war der 27-Jähriger mit dieser Skimarke auf den Pisten unterwegs gewesen, hatte mit ihnen RTL-Gold in Aare geholt, dazu je einmal Olympia-Silber und -Bronze. Ebenso wie bisher 28 Siege im Weltcup sowie drei Kugeln im Slalom- und eine im RTL-Weltcup. Im Gesamtweltcup hatte er zweimal mit Rang zwei hinter Marcel Hirscher vorlieb nehmen müssen.
Der Salzburger war der "Lieblingsgegner" des Norwegers, an dem er das eine oder andere Mal regelrecht verzweifelte. Vor allem dann, wenn Hirscher eben noch etwas zulegen konnte, obwohl Kristoffersen schon wie vom anderen Stern gefahren war. Nach Hirscher Karriereende aber verlor Kristoffersen ein wenig von seiner Klasse, führte das auch auf Material- und Abstimmungsprobleme zurück. Kristoffersen, der Hirscher vermeintlich in vielen Dingen kopierte, nahm auch da einen Weg, denn der Österreicher vor ihm gegangen war. Er wechselte mit Bindung und Bindungsplatte vom Rossignol-Produkt zu Marker und versuchte so, wieder den Anschluss an ganz oben zu finden, was zumindest im Slalom auch gelang.
Nun folgte die Trennung mit Rossignol. Seit 2004 hatten wir eine spezielle Verbindung, wir haben zusammen große Dinge erreicht. Ich bin dafür auf ewig dankbar, aber es ist Zeit für etwas Neues", schrieb er auf Instagram und bedankte sich dafür, dass man einst auf einen kleinen Jungen gesetzt habe, der große Träume hatte. "It's been a hell of a ride", schrieb er zum Abschluss. Der Weg ist also frei - dass Kristoffersen den Ski auf der Reiteralm mit Hirscher schon getestet hat, ist klar. Getestet hat übrigens auch Alexis Pinturault, doch der Franzose verlängerte dann bei Head. Das soll vor allem an der Unsicherheit gelegen haben, ob es schon siegtaugliches Speed-Material geben würde. In Slalom und RTL scheint das der Fall zu sein. Kommt Kristoffersen wirklich, wird man es wohl bald in der Realität sehen...