Die Wogen gehen derzeit hoch im internationalen Skiverband - und das nicht ohne Grund. Denn nach wie vor fehlt ein fertiger Kalender für den alpinen Ski-Weltcup. Ein Mitgrund dafür ist neben der geplanten Ausweitung der Rennen nach Asien und einer damit einhergehenden, umstrittenen Kürzung der Europa-Rennen die geplante Zentralvermarktung aller Rennen durch den internationalen Skiverband (FIS) selbst - mitsamt aller Brisanz.
Klar ist, dass der erste Entwurf, der bei der Frühjahrssitzung zur Abstimmung kam, wohl nicht auf allzu große Gegenliebe gestoßen war. Was aber nicht wahr ist, sagt FIS-Generalsekretär Michel Vion im Interview mit der französischen Zeitung "Le Dauphiné": "Es wird auch im kommenden Winter noch den Super-G geben, auch die Geschichte, dass der Riesentorlauf nur noch einen Durchgang haben soll, ist Fake News."
Was aber kein Fake News ist: Die Rennen in Garmisch-Partenkirchen auf der Kandahar-Piste sollten weichen. Ob nun für Rennen in den USA, in Asien oder gar für den WM-Ort Saalbach-Hinterglemm, das ist offen. Der Deutsche Skiverband war darüber aber nicht erfreut. Genauso wenig, wie man bei den TV-Sendern über die Entwicklung in Sachen "Zentralvermarktung" ist. Beim ORF, sagt man auf Anfrage der "Kleinen Zeitung", wurde das vonseiten der FIS noch nicht thematisiert, man sei aber über die Entwicklungen, Diskussionen und derzeit anhängige Gerichtsverfahren "informiert" - von den eigenen Vertragspartnern.
Insofern gehe man nicht davon aus, dass es Ungewissheiten oder Planungsunsicherheiten gebe, sagt man am Küniglberg. Abseits des Kalenders ebn, von dem "die FIS es bisher noch nicht geschafft hat, diese Kalender zur gestalten und zu veröffentlichen". Die Zeit drängt - auch um eine "sinnvolle Vorbereitung der Produktionen und eine bestmögliche Programmierung der TV-Kanäle" zu gewährleisten; auch unter Rücksichtnahme auf die Fußball-WM in Katar im November und Dezember.
Skiverbände stehen unter Druck
Ansonsten gibt man sich gelassen: Der ORF habe mehrjährige Verträge abgeschlossen, deren Erfüllung vom ORF auch verlangt wird. Und, so heißt es in Wien: Würden die Verträge nicht erfüllt, dann stünden die Vertragspartner unter Druck. Und das ist eben nicht die FIS, sondern die nationalen Skiverbände, die "bestehende Verträge mit Kooperationspartnern, Dienstleistern und TV-Sendern erfüllen und die damit zusammenhängenden Werbe- und Marketingkooperationen umsetzen müssen", lautete es in der Antwort auf Nachfrage der Kleinen Zeitung. Grundsätzlich aber könne Zentralvermarktung auch nachhaltig positive Effekte haben, wird betont. Wenn die Bedingungen für nötigen Änderungen passen.
Wovon man beim ORF noch ausgeht: Es wird noch ein wenig Zeit brauchen, bis man es eine neue Lösung gibt: "Es ist schwer vorstellbar, dass die aktuell im Ski-Weltcup involvierten Verbände, Veranstalter, Promotoren, Agenturen, Werbepartner, TV-Sender, usw. ihre Interessen und Standpunkte in dieser Diskussion nicht vehement vertreten werden."