Es war der 28. Dezember 1992, da gab Petra Kronberger – mitten in der alpinen Weltcup-Saison - mit nur 23 Jahren ihren Rücktritt bekannt. In den Jahren davor hatte die Salzburgerin eine beispiellose Erfolgsserie im alpinen Zirkus hingelegt: Kronberger hatte Olympia-Gold 1992 in Albertville im Slalom und der Kombination geholt, war 1991 in Saalbach Abfahrtsweltmeisterin geworden, holte dreimal den Gesamt-Weltcup und war die erste Frau, die in allen fünf Disziplinen Siege erringen konnte. Was trieb sie damals an? Und welche Parallelen zieht sie zu Ash Barty, die am Mittwoch als Führende der Tennisweltrangliste mit 25 Jahren ihr Karriereende bekannt gab?
Kronberger kann das nachvollziehen. "Ich verstehe Ashleigh Barty sehr gut. Auch ich war damals leer, hätte nichts mehr geben können. Ich hatte innerhalb von fünfeinhalb Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gab", berichtet die heute 53-Jährige, "es prasselten eine Unmenge an Anfragen auf mich herein, mein Manager hatte auch noch andere Damen zu betreuen. Eine Pressesprecherin vom Verband gab es für mich damals noch nicht, der Druck wurde ständig mehr. Und ich war körperlich und geistig einfach leer."
Und eine Sache fehlte Kronberger schließlich völlig: "Es gab keine Ziele mehr für mich, ich sah keinen Grund mehr, noch weiter zu fahren." Die Entscheidung, ihre einmalige Karriere mitten in der Saison zu beenden, war "keine spontane Idee, sondern ein langer Prozess, eine Idee, die reifte. Erstmals hatte ich den Gedanken ans Aufhören schon längere Zeit davor. Doch zunächst habe ich ihn wieder verworfen, weil ich an viele andere Dinge im Sport denken musste. Doch irgendwann wurde der Gedanke drängender. Dazu kam über den Sommer 1992 die Energie nicht wie in den Jahren davor zurück."
Der letztlich wohl entscheidende Moment für das Ende passierte schließlich beim Training in den USA: "Da baute ich einen wilden Sturz, hatte sehr viel Glück, dass nichts Schlimmes passiert ist. Das war für mich ein Wink, nochmals intensiv darüber nachzudenken, ob ich das wirklich alles noch will."
Es folgte ein abschließendes Gespräch mit den Eltern und danach war klar: "Ich höre auf. Das habe ich ohne Idee für die Zukunft gemacht, ohne Netz." Bereut hat die Salzburgerin, die aktuell zwischen Salzburg und Zürich pendelt und im ÖSV als Leiterin der Initiative "Optimal Sports" tätig ist, diese Entscheidung nie. "Ich hatte nie das Gefühl, dass es mir doch wieder taugen würde, zu trainieren, Rennen zu fahren oder diesen Druck wieder zu spüren".
Joschi Kopp