Auch wenn der Vertrag offiziell erst am 1. Mai beginnt, so hat Österreichs neuer Alpinchef Herbert Mandl bereits Weichen gestellt und mit Marko Pfeifer (Männer) und Thomas Trinker (Frauen) die vakanten Posten der Rennsportleiter nachbesetzt. Es gilt keine Zeit zu verlieren, will man die wieder zurückeroberte Nummer-eins-Position im Nationencup behalten. Zwei der Vorhaben: die Anzahl der Weltcupsiege steigern, den vorhandenen starken Nachwuchs gut durch den Europacup bringen.
Im März 2013 hatte Mandl seine Tätigkeit im ÖSV als Rennsportleiter Frauen beendet, als Sportlicher Leiter mit der Gesamtverantwortung im Alpin-Bereich wurde er kürzlich zurückgeholt. Längerfristiges Ziel ist es, bis zu den Heim-Weltmeisterschaften in Saalbach 2025 eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen. Um das zu erreichen, werden Anpassungen und Nachjustierungen nötig sein, Mandl wünscht sich vor allem wieder breiter aufgestellte Athletinnen und Athleten, sprich mit Einsätzen in mehr als zwei Disziplinen.
"Die Rekrutierung, der Kadermodus ist ein bisserl geändert worden, es wurde nicht mehr ganz die Breite so berücksichtigt", fiel Mandl während seiner Verbands-Abwesenheit ins Auge. "Man ist speziell auf Speedseite mit zwei schnellen Disziplinen in den Kader gekommen. Ich denke, dass es da durchaus notwendig ist, eine technische Disziplin wieder dazuzunehmen, dass man einfach breiter aufgestellt ist", will er auch auf Speedseite auf technischen Background setzen.
Wieder auf die Technik besinnen
Von Österreichs Speedfahrerinnen hat Ramona Siebenhofer den Riesentorlauf wieder fix dazugenommen, die Steirerin will diesen Weg weitergehen. Vielseitig aufgestellt scheint auch Nachwuchshoffnung Magdalena Egger, die in Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf Junioren-WM-Gold holte. "Man wird schauen, wo ihre wirklichen Schwerpunkte sind. Auch wenn sie im Speed vielleicht mehr Talent hat, darf sie den Riesentorlauf als Basis nicht vergessen", sagte Mandl zur APA.
Österreich hat seit dem Rücktritt von Marcel Hirscher derzeit keinen Seriensieger in den Reihen, auch wenn freilich Vincent Kriechmayr mit drei Erfolgen gemessen an ersten Plätzen hinter dem Schweizer Gesamtsieger Marco Odermatt, dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde (je sieben) und dessen Landsmann Henrik Kristoffersen (fünf) vierterfolgreichster Athlet war. Zwei Siege bei den Frauen und sechs bei den Männer lautete die ÖSV-Ausbeute im Weltcup in diesem Winter. 2019/20 waren es ebenfalls acht, 2020/21 zehn gewesen.
Mit konsequenter Arbeit gelte es, nun wieder Siegfahrer zu entwickeln, sagte Mandl. Sechs Podestfahrerinnen bei den Speedfrauen bedeute eine gute Breite. "Aber die Konstanz ist bei weitem noch nicht da. Im Technikbereich hatte Katharina Liensberger eine überragende letzte Saison, in dieser ist sie früh von der Covid-Erkrankung beeinflusst gewesen, war nie so richtig fit. Sie hat aber Topleistungen gebracht und Olympiasilber mit dieser Vorgeschichte war großartig. Sie hat absolut das Potenzial für eine Siegfahrerin."
Keine Nachrücker aus Europacup
Auffallend auf Frauen- wie auf Männerseite sei, dass aus dem Europacup seit einigen Jahren nicht wirklich etwas nachkomme. "Es drückt niemand nach. Das ist ein Muss, um eine Topmannschaft nach oben wieder zu füllen, daran muss man arbeiten." Im Männer-Bereich sei der Europacup allerdings kein Nachwuchsbewerb mehr, sondern vielmehr eine zweite Liga parallel zum Weltcup. "Er ist eigentlich relativ überaltert, es sind international gesehen sehr viele alte Athleten dabei. Für Junge ist es ganz schwierig, mit hohen Nummern da zu reüssieren."
Freilich sind auch Athleten aus dem Weltcup, die sich auf ein oder zwei Disziplinen spezialisiert haben, im Europacup am Start, um ihr Programm zu füllen und so zu gutem Training zu kommen. Speziell im technischen Bereich sind viele kleine Nationen wie Andorra oder Spanien dabei - und erfolgreich. "Die sind sehr viel besser geworden, gerade in den technischen Disziplinen findet man schnell mal Möglichkeiten zu trainieren. Es ist schwierig, sich da einen Vorteil zu erarbeiten. Wir müssen konzentriert dranbleiben, wir haben das Potenzial", ist Mandl überzeugt.
Ein paar Fixplätze für den nächsten Winter brachte der Europacup: Als Gesamtsiegerin fuhr sich Franziska Gritsch (25) ein Ticket heraus, Dritte in dieser Wertung wurde Christina Ager (26). Im Slalom landete Gritsch an zweiter Stelle, im Riesentorlauf wurde Nina Astner (21) Dritte, im Super-G gab es durch Ager vor Elisabeth Reisinger (25) und Gritsch einen Dreifachsieg für Österreich. In der Abfahrt zeigte Emily Schöpf (21) als Vierte nur sieben Zähler hinter der Zweitplatzierten auf. Auf Männerseite gab es in den Endwertungen nur im Super-G durch Christoph Krenn (27/Zweiter) und Lukas Feurstein (20/Dritter) Podestränge.