Kopf schlägt Herz, könnte man sagen. Nach ihrem schweren Sturz von Crans-Montana wird Cornelia Hütter die Saison vorzeitig beenden und auf die letzten beiden Rennen beim Finale in Courchevel/Meribel verzichten. "Ich wollte fahren, auch, weil ich mich mit der Nummer nach vor gekämpft habe. Aber die Ärzte sind anderer Meinung. Und dann ist es besser, man akzeptiert das", sagte sie am Mittwoch in einer Zoom-Konferenz.
Die vergangene Woche verbrachte die 29-Jährige in Dunkelheit, so gut es ging. "Die erste Woche nach dem Sturz war zäh. Ich habe keine Geräusche und keine Helligkeit vertragen, auch aufs Fernsehen verzichtet, bin nur im Dunklen gelegen. Jetzt aber ist das Kopfweh zum Glück weg, auch den Knien geht es gut." Oder besser: Mit den Knien ist der Alltag bereits zu meistern. Denn die Diagnose nach dem Crash beim Zielsprung in der Schweiz war ausführlich: Gehirnerschütterung, Schleudertrauma, Ein "Bone Bruise", also Blutergüsse, in beiden Kniegelenken, dazu eine Läsion am Innenband des rechten Knies – all das stellte Jürgen Mandl am UKH Graz fest.
"Für den Alltag passt es ganz gut, aber man muss einen Unterschied machen zu dem, was ich will und was sinnvoll ist. Ich will also lieber ganz fit werden, mir keinen Stress machen. Das habe ich aus der Vergangenheit gelernt." Die Erinnerungen an den Sturz klingen dramatisch: "Im Ziel habe ich zunächst nur gewusst, dass es Winter ist, weil ich Schnee gesehen habe. Aber dass ich gerade in China war, was ich im Jänner gemacht habe, das war alles weg. Das hat mir schon Angst gemacht. Aber nach zehn Minuten sind zumindest die grundlegenden Dinge zum Glück wieder da gewesen: Ich hab' gewusst, wo ich bin und wer ich bin ..."
Am Knie trägt sie noch eine Schiene, denn: "Da war eine Narbe am Innenband von einer alten Operation. Die hat sich vom Gelenk gelöst, soll jetzt wieder gut anwachsen. So kann ich keine Drehbewegungen machen, die das Band noch mehr ablösen würden", erklärt Hütter, die auch zugibt: "Die Saison hat mir viel Energie geraubt, auch emotional."
Den Sturz schon angeschaut
"Das Kopfkino nach einem Sturz ist enorm, wenn man sich nicht erinnern kann. Deshalb habe ich auch beschlossen, mir den Sturz anzusehen", sagt die Kumbergerin. Das Ergebnis: "Es war klar ein Fahrfehler, das muss ich ganz nüchtern betrachten. So darf man nicht in eine Kurve fahren, das geht nicht gut aus. Ich war wohl auch bewusstlos nach dem Aufprall, deshalb war es für mich, als ob ich einer anderen Person zuschaue, die es da ins Ziel hinunterwuzelt."
Woher sie die Kraft nimmt, weiterzumachen? "Es hat heuer viel Spaß gemacht. Ich habe gewusst, dass ich noch schnell fahren und was zeigen kann. Das will ich wieder, ich habe jetzt den ganzen Sommer, um wieder zu 100 Prozent fit zu werden. Ich freue mich wieder auf den Nervenkitzel am Start, darauf, voll aufs Hier und Jetzt fokussiert zu sein. Das war noch nicht alles, das habe ich schon nach den Verletzungen gesagt.
Trauer wegen Mitter-Abgang
Schade findet Hütter, dass den Damen der Cheftrainer abhandenkommt. "Es ist immer schade, wenn ein System läuft und dann alles anders wird – und bei uns läuft es. Derzeit hängen alle Trainer in der Luft, weil ohne Cheftrainer sind die Gruppentrainer auch nicht fix. Aber ich hoffe sehr, dass Flo Scheiber unser Trainer bleibt, weil unsere Gruppe ist sehr cool, da ist eine richtig gute Eigendynamik entstanden. Ich hoffe, dass es viele Veränderungen gibt – aber nicht in unserer Gruppe!"